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Sandweier
Der Name des am 30.1.1308 erstmals als
„Wilre“ erwähnten Sandweiers leitet sich von „Villare“, der Bezeichnung
für eine Ausbau-Siedlung ab (17).
Eine Ausbausiedlung war einem größerem Ort unterstellt, und
blieb, solange für sie keine besondere Feldmark ausgewiesen war, ökonomisch
mit dem Mutterdorf verbunden und bildete mit demselben eine einzige Markgenossenschaft.
Das eigentliche Dorf war in der Regel mit einem Zaun (Etter) umgeben (34).
Der aufmerksame Leser wird schon
ahnen, wer das Mutterdorf Sandweiers war: Iffezheim.
Iffezheim und Sandweier bildeten
bis zu dessen Selbstständigkeit im Jahre 1571 eine politische Einheit
mit dem vom Markgrafen ernannten Schultheißen und dem aus angesehenen
Bürgern bestehenden Gericht. Schultheiß und Gericht wachten
über die Einhaltung der dörflichen Ordnung und übten im
Ort die niedere Gerichtsbarkeit aus. Delikte, die über Wald- und Feldfrevel,
Raufhändel u.ä. hinausgingen gelangten vor das Vogtei-Gericht
(17).
Politisch und ökonomisch waren
die beiden Orte auch nach 1571 weiterhin verbunden, da die Trennung sich
anscheinend nicht durchsetzte und zumal die 1514 selbstständig gewordene
Kirche Sandweiers ab 1634 wieder nach Iffezheim kam und somit auch de jure
wieder ein gemeinsames Kirchspiel bestand.
Die Gemeinden Iffezheim und Sandweier
besaßen neben gemeinsamen Wäldern und Viehweiden auch gemeinsame
Produktionsbetriebe wie die Mühlen und die Ziegelei. Der Ertrag oder
Verlust der gemeinsamen Güter und Besitzungen wurde im Verhältnis
4/7 für Iffezheim, 3/7 für Sandweier geteilt (17).
Mit Beginn des 18ten Jahrhunderts
begann die Kirche Sandweiers wieder nach Unabhängigkeit zu streben,
wohl auch getrieben durch die Unzufriedenheit mit den Iffezheimer Pfarrern.
Am 5. Januar 1769 verfügte der Fürstbischof Rohan von Straßburg
die endgültige Trennung der Kirchen Iffezheim und Sandweier. Wie schon
im 16ten Jahrhundert war auch dies das Signal zum Streben nach politischer
Selbstständigkeit. Es dauerte jedoch noch annähernd 20 Jahre
bis eine tatsächlich kirchlich und politisch unabhängige Gemeinde
Sandweier entstanden war (17). Der
Streit zwischen Iffezheim und Sandweier um die Teilung der bisher gemeinsamen
Güter und Besitzungen dauerte Jahrzehnt,e bis im Jahre 1806 die Angelegenheit
durch ein Machtwort des Landesherrn geregelt wurde.
Als zu Beginn des 20ten Jahrhunderts
auf Betreiben des Amtes Rastatts die Gemeinden sich neue Wappen und Siegel
gaben, wollte die Gemeinde Sandweier einen springenden Hasen als Wappenbild,
weil -so wörtlich- „die Bürger von Sandweier seit urdenklichen
Zeiten die Sandhasen genannt werden.“ Die Gemeinde erbat vom Landesarchiv
den Entwurf „eines stilgerechten Musters für ein Gemeindewappen.“
Alle Entwürfe fielen beim Sandweirer Gemeinderat durch und so ziert
seit 1903 ein Eichbaum das Wappen Sandweiers im Gedenken an die ausgedehnten
Eichenwälder, welche noch im 19ten Jahrhundert um Sandweier herum
anzutreffen waren (56).
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