Das erste Iffezheimer Frühjahrsmeeting am 1. Mai 1873

Der erste Renntag des Internationalen Clubs

Die Geschichte der Iffezheimer Rennen beginnt am 16. Februar 1858 mit der Unterzeichung des Pachtvertrages über das Gelände „In der Bey“ und „Im Weichen“ zwischen dem Iffezheimer Bürgermeister Severin Schäfer und Emil Du Pressoir (“Le duc du Zéro“ (18)), dem Bevollmächtigten und Neffen des Spielbankpächters  Edouard Bénazet (16), eigentlich Oskar Eduard, Sohn des als „Roi de Bade“ titulierten Jakob (genannt Jean Jacques) Bénazet (18). Da sich der preußische Jockey-Club zierte, sprang der französische Jockey-Club ein und übernahm die Leitung der Rennen.
Der durch Krieg gegen den „Erbfeind“ Frankreich sich verschärfende Chauvinismus beendete die Franzosenära in Baden-Baden. Der mittlerweile als Kurdirektor amtierende Du Pressoir konnte zunächst mit Hilfe von führenden Persönlichkeiten des deutschen Rennsports die Rennen 1871 und 1872 weiterhin ausrichten. Auf Grund der am 1. Juli 1867 vom Norddeutschen Bund  verfügten Schließung der Spielbanken bis spätestens 1870,  standen ab 31. Oktober 1872,  nach einer zweijährigen Gnadenfrist, die Roulette-Räder des Baden-Badener Spielcasinos still. 1872 wurden letztmals 120 000 frs aus Spielbankmitteln als Rennpreise ausgesetzt (18). Den Rennen in Iffezheim war mit dem Ende des Spielbetriebes die finanzielle Grundlage entzogen. Sie standen vor dem Aus!
Dem rennreitenden Chefredakteur der Turfzeitung „Sporn“, Fedor André, gelang es, eine illustre Schar Gleichgesinnter für die Fortführung der Rennen zu gewinnen. Carl Egon  Fürst zu Fürstenberg, Friedrich Landgraf von Hessen, der Herzog von Hamilton, Hugo Fürst zu Hohenlohe-Öhringen, Nikolaus Fürst von Gagarin, Fürst Menschikow, Hugo Graf Henkel von Donnersmark sen. und Nikolaus Graf Esterhazy und andere gründeten am 26. November 1872 mit 300 000 Gulden (25, 124, 125) zunächst als Aktiengesellschaft den Internationalen Club. Eine Gesetzeslücke ausnutzend, frönten sie in Form eines Circle privé ihrer Spielleidenschaft und errichteten ein privates Spielcasino in dem vom Gründungskapital erworbenen, von Weinbrenner erbautem Rothschildschen Palais in der Lichtentaler Allee (18, 27, 126), das einst Königin Fridericke von Schweden diente (18). Die Gründerväter und deren Nachfolger pflegten den Anspruch und die Erwartungen der damaligen High Society an Baden-Baden. Ohne sie wäre „La capitale d'été“ in der Bedeutungslosigkeit versunken (126). Am 21. Dezember 1872  hielt der Club seine erste Generalversammlung ab. Erster Präsident des Clubs wurde Carl Egon zu Fürstenberg, der dieses Amt bis 1884 inne hatte und dem zu Ehren ab 1900 der Preis von Iffezheim in „Fürstenberg-Rennen“ umbenannt wurde (9). 
Für Donnerstag den 1. Mai 1873 schrieb der Internationale Club ein „Herren-Frühjahrsmeeting“ aus (128). Diese bis zum Jahr 1972 einmalige Angelegenheit war für den Internationalen Club die Generalprobe für die Rennen im August. An diesem Renntag wurde die vom Club aufgezogene Organisation auf Herz und Nieren geprüft. 
Im Vergleich zu Heute war dieser Renntag etwas ungewöhnlich. Um 14:00 startete mit dem „Begrüßungspreis“ das erste der vier Rennen. Drei Pferde kämpften um 300 Mark und den von Friedrich Landgraf zu Hessen gestifteten Ehrenpokal. Leutnant von Jagow steuerte den Fuchshengst „Demi Soleil“ nach 2 400 Metern mit zwanzig Längen Vorsprung durch das Ziel. 
Viel zu schleppen hatten die vier Teilnehmer des mit 750 Mark dotierten „Tribünenpreises“ über 1 800 Meter. Dreijährige mußten 70 Kilogramm und Sechsjährige gar 82,5 Kilo über die Bahn tragen. Stuten und Wallache mußten in dem Verkaufsrennen drei Pfund weniger ertragen. Graf vom Metternich siegte auf Monsieur Töwens Wallach „Graditz“. 
Im folgenden Hürdenrennen hatte der Graf mit „Graditz“ weniger Glück: Das Pferd stürzte und so kamen nur drei der vier Starter nach 2 200 Metern ins Ziel. „Nach Gefallen“ - so der Richterspruch- siegte der Hengst „Porto“ unter Major von Rosenberg in dem mit 1 000 Mark dotierten Rennen. 
Mit 1 500 Mark und dem von Carl Egon von Fürstenberg gestifteten Ehrenpokal war der Höhepunkt des Tages, das „Präsidentenrennen“, dotiert. Fünf Pferde stellten sich dem Kampf über die Hindernisse. Nach 5 000 Metern kam Monsieur Töwens „Tarma“ unter Graf von Metternich mit fünf Längen Vorsprung sicher in das Ziel (128)
Die Generalprobe fiel allem Anschein nach zur Zufriedenheit der Veranstalter aus, denn ab August 1873 wurde die Tradition der Iffezheimer Galopprennen vom Internationalen Club weitergeführt. Graf Johann Renards „Hochstapler“ (Savernake-La Traviata) unter E. Madden gewann als erstes deutsches Pferd 1873 den Großen Preis von Baden. Das Zukunfts - Rennen gewann „Dorothee“ (The Wizzard-Dividend) aus dem königlichen Hauptgestüt Graditz unter G. Sopp (125).
Insgesamt wurden im August 1873 an vier Renntagen 19 Rennen mit 80 Startern abgehalten. Zu gewinnen gab es Rennpreise in Höhe von 89 855 Mark und sechs Ehrenpreise (125).

Der Clubplatz 1905

Euer Kommentar an Matthias
Zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Hauptseite
Seitenanfang
Zurück
Weiter