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Die Badische
Revolution endet bei Iffezheim in einem Gemetzel
In die revolutionären Vorgänge
des Jahres 1849 waren mindestens 17 Iffezheimer Bürger verwickelt.
16 von ihnen waren Soldaten der Garnision Rastatt. Als Abonennt des
freiheitlichen „Volksfreundes“ geriet der Ankerwirt Zeller in das Visier
der Justiz. Die revolutionären Ideen wurden damals vornehmlich in
Wirtshäusern verbreitet.
Am 9. Mai begann die Rastatter Garnison
sich mit der Volkswehr zu verbrüdern und am 13. Mai übernahmen
die Republikaner wie auch in Karlsruhe die Macht (106).
Der Großherzog Leopold flüchtete über die Pfalz nach
Frankreich. Die Republik wurde ausgerufen. Leopold rief aus seinen Exil
die Preußen zu Hilfe. Der Kartätschenprinz, der späteren
Kaiser Wilhelm I. und ab 1856 durch seine Tochter Luise Schwiegervater
des Großherzogs Friedrich I. von Baden (101,
105),
führte das preußische Heer über Hessen und Bayern (Pfalz)
nach Baden. Bei Waghäusl stießen die preußischen Truppen
in die Flanken des Revolutionsheeres, das sich aber noch ebenso wie bei
Ladenburg behaupten konnte. Vor den besser bewaffneten Truppen wichen die
Aufständischen nach Karslruhe zurück und unterlagen am 25. Juni
bei Durlach. Dort kämpften zwei Batallione des Becker'schen Corps
am Bahndamm gegen sieben Batallione Preußen und an der Straße
nach Bruchsal (heute B3) zwei Kompanien unter Hauptmann Morhard gegen 3
000 Preußen (106). Am 26.
Juni wurde Karlsruhe von den Preußen eingenommen (101).
Die Revolutionstruppen zogen sich weiter nach Süden zurück.
Den etwa 18 000 Freiheitskämpfer
in und um Rastatt standen 60 000 gegen die Murglinie anrückenden Preußen
gegenüber. Die Republikaner waren noch zuversichtlich, bedeutenden
Widerstand leisten zu können (106).
Dann geschah das, worin vielleicht der Spruch „Die Schwaben sind Badens
größter Feind“ begründet liegt: Der König von Württemberg
erlaubte den preußischen Truppen den Durchzug durch württembergisches
Gebiet, so daß diese als am 29. Juni der Kampf entlang der ganzen
Linie entbrannte, über Calw-Herrenalb kommend, auf die unvorbereiteten
Revolutionäre in Gernsbach stießen. Diese wurden das Murgtal
hinab getrieben. Nachdem Oberst Oborski seine Truppen im Stich ließ,
löste sich dessen 4. Division fast gänzlich auf. Oberst
Johann Philipp Becker mußte sich deswegen nach hartnäckigem
Kampf aus Kuppenheim zurückziehen (106).
Die badischen Truppen wurden in der Rheinebene in die Zange genommen und
schlossen sich zum Teil in der Bundesfestung Rastatt ein. Die Truppen von
Oberst Becker lieferten sich am 30. Juni bei Oos noch ein Gefecht mit Mecklenburgischen
Truppen, bevor sie sich eilig Richtung Offenburg zurückzogen (106).
Eine Kompanie des Korker Volkswehrbatallion
versuchte am Abend des selben Tages über Steinmauern, Plittersdorf,
Ottersdorf im Schutze der Auwälder die Fähre bei Iffezheim zu
erreichen um auf ihr in das rettende Elsaß überzusetzen (102).
Auf Iffezheimer Gemarkung trafen sie auf Truppen der zweiten preußischen
Division. Die sechs Züge Ulanen und zwei Infanteriekompanien stießen
aus Kuppenheim-Sandweier kommend über den Blumenweg (deswegen auch
Preußenweg genannt) auf Iffezheimer Gemarkung vor. Der preußische
Offizier Staroste schilderte die darauffolgende Ereignisse: „Unterdes war
die Infanterie herangekommen und die Insurgenten, welche sich teils nach
der Rheinfähre bei Beinheim zu flüchten suchten, um das französische
Gebiet zu erreichen, wurden von den Ulanen umfaßt, während die
Infanterie in den Wald eindrang und niederschoß was zu erreichen
war; viele von ihnen fielen den Ulanen in die Hände, wenn sie den
Infanteristen zu entfliehen glaubten. An einer Brücke über den
Sandbach sammelten sich etwa 40 Mann, scheinbar um die Brücke zu verteidigen,
sowie sich aber die Ulanen im Galopp näherten, stoben sie auseinander
und zerstreuten sich im Walde. Aber von Gehege zu Gehege getrieben und
bei jeder lichten Waldstelle von den Ulanen niedergestoßen oder von
der den Wald durchstreifenden Infanterie (...) niedergeschossen, gelang
es nur sehr wenigen, sich in den Wald von Hügelsheim zu retten, wohin
die Preußen nicht mehr nachfolgten, weil die Nacht bereits eingebrochen
war.“ 120 sich ergebende Freiheitskämpfer wurden gefangengenommen
und in der Iffezheimer Kirche eingesperrt (102).
Laut Kaufmann (103/1974)
wurden auch waffenlose Revolutionäre ohne Pardon niedergemetzelt.
Iffezheimer, welche die grausame Verfolgung sahen, berichteten von Soldaten
welche mit Lanzen die Heuhaufen durchstachen um auch den letzten Demokraten
zu töten (104). Unter den Opfern
befand sich auch J. Roß aus Auenheim bei Kehl. Die toten Freiheitskämpfer
wurden ohne Begräbnis im Goldgrubenwald verscharrt. Die Preußen
untersagten das Aufstellen von Grabsteinen oder Kreuzen und verboten
ebenfalls die Toten in das Kirchenbuch einzutragen. Den im Sommer herbeipilgernden
Ehefrauen, Verlobten oder Müttern der Toten konnten die
Iffezheimer keine Gräber zeigen, sondern nur den Weg zum Goldgrubenwald
weisen (104).
Die Iffezheimer Bevölkerung
stand den Preußen vor diesen Ereignissen indifferent gegenüber,
aber durch die erlebten Grausamkeiten wandelte sich ihre Einstellung in
eine Aversion, welche nach Walter Ziegler dazu führte, daß die
Iffezheimer kein Denkmal für den 70/71er Krieg erstellten, da sie
in seinem Ergebnis nicht die Einheit Deutschlands, sondern wie auch der
Dichter Hans Jakob nur die Erweiterung Preußens sahen (104).
Quellen: (101),
(102), (103/1974),
(104), (105),
(106)
Erinnerung an den Reichsarbeitsdienst
(8),
aber kein Gedenken
den
Badischen Kämpfern
für
Recht und Freiheit
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