|
|
Da Meje
stegge
Bis weit nach dem zweiten Weltkrieg
war der Brauch des Meje-stegge lebendig. Hierbei hefteten junge Burschen
ihrem Schatz oder der heimlich Verehrten zum ersten Mai einen Meje an die
Haustüre. Der Meje bestand aus einem Tannen- oder Birkenzweig, welcher
mit bunten Bändern geschmückt war. Zuweilen wurden auch ganze
Blumengebinde verwendet. Oft bestand er auch aus einem Zirinkele-Aschd
(Fliederzweig), welcher seltener aus dem eigenen Garten stammte.
Das mit einem Meje bedachte Mädchen
sollte sich am ersten Tag des Wonnemonats daran erfreuen und dem jungen
Mann wohl gewogen sein, obwohl sie oft nur ahnen konnte, wer ihr den Meje
gesteckt hatte, da dieser dies in aller Heimlichkeit tat.
Es blieb aber in der Walpurgisnacht,
der Nacht der Hexen, nicht beim Meje-stegge, denn man wollte den Unwesen
treibenden Hexen in nichts nachstehen.
Burschen, welche bei ihrer Auserwählten
abgeblitzt waren, steckten dieser aus Ärger über ihre verschmähte
Liebe einen Bund Sengenessel (Brennesseln) an die Haustür oder vazettelten
Säijmähl (verstreuten Sägemehl) vor dem Haus oder verspritzten
dort Kalkbrühe.
Viele junge Kerle taten sich auch
zusammen um einfach nur Unfug zu treiben. Häufiges Opfer waren die
Hofderle (Hoftore), welche ausgehängt und versteckt wurden. Bereits
gesteckte Meje wurden entfernt und durch Reisigwellen ersetzt. Oft fanden
biedere Leute am Morgen vor ihre Haustüre eine Fuhre Mist aufgeschichtet
vor.
Obwohl Biddel und Schitz (die Ortspolizei)
in dieser Nacht in höchster Alarmbereitschaft standen, wurde selten
einer erwischt, weil die Jungens halt einfach schneller waren.(7)
|
|
|