Silvesterfreuden

Achim Merkels Feunde trafen sich bei Achim in der Merkurstraße um dort das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Nach einem frugalen Silvestermal, bei welchem auch die geistigen Getränken nicht vernachläßigt wurden, stellte der Gastgeber mit den Worten: „'S isch ebbes gônz Neijs!“ eine große Schüssel brauner, chipsähnlicher Knabbereien auf den Tisch und bediente sich als erster. Die anderen wohlgelaunten Gäste standen ihm nicht nach und langten kräftig zu. Einige gaben ihrer Verwunderung ob der ungewöhnlichen Farbe und des herzhaften Bisses Ausdruck, doch beruhigte man sich mit der Formel: „Ebbs neijs isch hald ebbs neijs!“ und aß kräftig weiter, bis der Achim die  Schüssel vom Tisch nahm und rief: „Jetzt lôngst, da Reschd kriet unsa Hund!“ 
Was dem Hund recht ist, soll meinen Gästen billig sein, hatte der Achim gedacht und Hundekuchen aufgetragen und recht behalten, denn geschmeckt hat's allen.
Nach diesem ausgiebigen Silvestereßvergnügen warteten alle auf das außergewöhnliche Feuerwerk, welches in der Merkurstraße stattfinden sollte. Den ganzen Abend über hatte Michael G. von seinen zahlreichen Raketen, Knallern und Ferzle geschwärmt, die im Kofferraum seines Autos lagerten und nur auf den zündenden Funken warteten. Und das Tollste sei, so Michael, das ganze Material habe ihn nicht einen einzigen Pfennig gekostet. Der Kumpel eines Kumpels betriebe einen Neujahrsknallkörperhandel und habe Restposten verschenkt. „Un i Glickspilz hab ow dafu gried.“
Stolz war in seinen Augen zu lesen, Neid in den Augen der Mitfeiernden. Umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen: Achims Hund wurde evakuiert und Haralds Vorgarten abgesperrt. Vorschriftsmäßig stellte der Feuerwerker die Raketen in leere Weinflaschen.
Und dann ging's los. Das heißt, es sollte losgehen. Nichts tat sich. Absolut nichts, nicht das kleinste Knällchen oder Fürzlein war zu hören.
Seltsam, Zündschnüre waren keine zu finden, waren sie überall vergessen worden? Die Nachbarn hatten ihr Pulver längst verschossen, Michael suchte noch immer die Zündschnüre. Er  würde wohl noch heute suchen, hätte er nicht seine Trixie. Denn diese lachte plötzlich schallend und zeigte auf das Kleingedruckte auf einer der Raketen:
„Bei diesem Feuerwerkskörper handelt es sich um Dekorationsmaterial. Es besteht keine Explosionsgefahr!“(62)
 
Euer Kommentar an Matthias
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