Im Herrgodd sing großa Zeh

Die mittelbadischen Lande wurden ihrer strategischen Lage wegen oft von Heeren durchzogen und verheert und einquartierte Soldaten labten sich an den hart dem Boden abgerungenen Erträgen. Oft plagte der Hunger die Bewohner entlang des Rheins und die Kinder mußten betteln gehen, um ihre Familie halbwegs satt zu bekommen.

So waren auch einige Kinder aus dem Ried in jenen schweren Zeiten in Iffezheim zum Betteln. Auf dem Nachhauseweg schlug einer von ihnen, nachnamens Müller, aus Zorn über den geringen Ertrag mit einem Stock auf das Wegkreuz ein, das am Ende der Hauptstraße stand, dort wo die alte Straße nach Wintersdorf abzweigte. Zu Hause angekommen, plagten ihn große Schmerzen an eben jener rechten Zehe, erzählt man sich. Erfolglos blieben alle Mühen, die abgeschlagene Zehe wieder an den Fuß zu kleben. Jahrzehnte später soll der inzwischen nach Amerika ausgewanderte Müller in einem Brief an Bürgermeister Severin Schäfer seinen Frevel eingestanden haben und weiterhin berichten haben, daß ihm seine große Zehe abgefault sei. Diesen Brief verweist der Vorsitzende des Heimatvereines, Siegbert Heier, in das Reich der Fabeln. Das Wegkreuz wurde mit Beginn der Arbeiten am „Westwall“ abgebaut, da die Straße Richtung Rhein ('s Ringsträßl) verbreitert wurde. Es wurde an die Gabelung Josefstraße / Gärtnerstraße versetzt, wo es heute noch steht und zur Bekehrung mahnt. Noch immer fehlt die rechte Zehe.(16)

 
Euer Kommentar an Matthias
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