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16. November 2014

 

 

Musikalische Andacht

 

Als musikalische Andacht war das Kirchenkonzert des Musikvereins Iffezheim am Volkstrauertag angelegt. Die sehr bewegenden Stücken begleitete Andrea Winkler mit besinnlichen Texten. Die ganze Bandbreite menschlicher Regungen, von Trauer und Schmerz bis zu Freude und Hoffnung gekonnt wiedergebend, rührten die Musiker ihre Zuhörer zu Tränen. 

Hell klingende Glöckchen und duftige Flötentöne luden zu Beginn der „Renaissance Suite“ aus Werken von Tielmann Susato mit „Las Mourisque“ zum fröhlichen Tanze ein. Eine schöne Erinnerung an frühere Zeiten, deren Ende jedoch die tragische Flötentöne aus der Mitte des Orchesters kündeten,als sie von der todunglücklichen, unerwiderten Liebe des Jünglings zur angebeteten Schönen, erzählten. Im typische Schreittanz dieser Epoche feierten die vom aus dem tiefen Blech aufsteigenden, von den Kollegen der höheren Lagen aufgenommen, schmetternden Fanfarenklänge die in die Schlacht ziehenden Edelmänner, eine Verherrlichung des Krieges, die Grauen, Schmerz und Entsetzen gewichen sei und uns zum Vermächtnis an unsere Kinder und Enkel mahne, den Geringsten zu achten, wie Andrea Winkler ausführte.

Sphärenhafte Klänge entlockte Philipp Zink dem Holzbläsern, in die sich bald alle Register in komplizierten Gegenlinien verwoben, um das großen Geheimnis der Gottesmutter Maria („O most Holy Mystery“) zu verklären. Wegen seiner einzigartigen Mehrstimmigkeit ist es das bekannteste Stück von Tomás Luis de Victoria, dem größten spanischen Renaissance - Komponisten.

Die ganze Bandbreite der Trauerarbeit legte Edvard Grieg in den „Funeral March“, als letzen Beweis seiner Zuneigung zu seinem23-jährig verstorbenen Freund und Musikerkollegen Rikard Nordrrak. Dumpf pochender Schmerz aus Pauken und tiefem Blechs wechselten mit melancholischen Rückblicken der Holzbläsern ab, die von dem jauchzenden hohen Blech in Erinnerung an fröhliche Zeiten abgelöst wurden und dann von allen Registern wieder in tiefen schneidenden Schmerz gerissen zu werden. Eben jenes Unverständnis ausdrückend, das einem vor dem Grab überfällt, wie Andrea Winkler sehr persönlich ausführte, auf Gott vertrauend, könne der Mensch aber immer getrost erwarten, was kommen mag, zitierte sie Dietrich Bonnhöfer.

Wenn Worte nicht mehr ausreichen, dann bleibt dem Menschen nur noch die Musik, um seine Gefühle auszudrücken. Die unaussprechliche Schönheit der Schöpfung liegt in Rold Rudins „Lied ohne Worte“, der damit an die großen Werke der Romantik eines Schubert oder Mendelssohn - Bartoldy anknüpft. Die von den Holzbläsern sacht ins Kirchenschiff getragene Melodie schwebte träumend über den Köpfen der Zuhörer, verwob sich mit den euphorisch einfallenden restlichen Registern zu einem überschäumenden Wasserfall, der von Herz zu Herz sprang und der Seele Flügel verlieh.

„Lobe den Herrn, meine Seele“, Davids überschäumende Dankbarkeit für das Glück des Lebens (Psalm 103) legte John Goss in sein „Lauda Anima“. Dirigent Philipp Zink stellte das „Halleluja“ der schönsten Hymne des viktorianischen England dem als eigenständiges Werk geltenden Arrangement Stephen Bullas voran. Das dem hohen Blech entsteigende „Halleluja“ wurde freudig von den anderen Registern aufgenommen, die unaufhaltsam dem majestätischen Schlußpunkt zu strebten.

Von der Truppe am Schlagwerk mit viel Spielfreude und wechselndem Taktmaß voran getrieben, intonierte der Klangkörper Josuas Kampf um Jericho „Joshua fit the battle of Jericho“, die Einlösung von Gottes Versprechen des „Gelobten Landes“.

Das Konzert kulminierte in der Zugabe, als das Orchester des Musikvereins Iffezheim zu Beethovens „Die Himmel rühmen“ anhob und nach schier bis zur Unerträglichkeit aufgebauter Spannung das „Lob Gottes in der Natur“  jubilierend in das Kirchenschiff schmetterte. Tränen der Rührung füllten die Augen der begeisterten Zuhörer und gaben dem Rezensenten der Leipziger „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ recht, der schon vor 200 Jahren feststellte: „Wer durch [diese] Musik, [...], nicht bewegt wird, der wird schwerlich durch eine Musik [...] bewegt werden.“ Stehender Applaus war der Lohn für die Akteure des Nachmittags. Die gesammelten Spenden kommen dem karitativen Werk der beiden Iffezheimer Pfarrgemeinden zu Gute.

 

 
Euer Kommentar an Matthias

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