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13. März 2013

 

 

Lustig war es trotzdem

 

Koffer, Taschen, Telefone, Kinderwagen, alles, aber wirklich alles, was auf einem Flug abhanden kommen kann, stand am Samstag in der Iffezheimer Festhalle zum Verkauf. Einige Hundert Jäger der verlorenen Schätze überboten sich um die guten Stücke und räumten zum Ersten, zum Zweiten und Zum Dritten die Regale leer.

Unglaubliche Menschenmengen drängten sich in der Iffezheimer Festhalle als Auktionator Martin Clesle begann, die gut 400 Positionen aufzurufen. All die vielen Dingen, worüber sich der Laie die Augen reibt, wie diese vergessen werden konnten. Daß  Koffer immer mal wieder im falschen Flieger landen, hat man von Bekannten ja schon zu Hauf gehört, aber der Rollstuhl, der Kinderwagen? Des Rätsel Lösung liegt in den langen Wegen zwischen Gepäckband und Sperrgutausgabe und der kurzen Zeit bis zum Anschlußflieger oder -zug.

Zwei Stunden hatten die Kunden vorher Zeit gehabt, die in Regalen oder Schaukästen ausgelegten Waren zu begutachten. Schnell waren die Profis erkannt, die früh angereist, sachkundig Kamera oder Buchleser prüften und die Auktionsnummern akribisch in ihrer Kladde festhielten. Dann schnell noch eine Bieternummer besorgen und schon konnte die Hatz um Koffer, Rucksack, Nintendo oder Kinderwagen beginnen.

In einer unglaublichen Energieleistung rasselte Auktionator Clesle vier Stunden lang Zahlenkolonnen herunter, so daß es selbst einem Dieter Thomas Heck in Bestform schwindelig geworden wäre. Die Bieter immer fest im Blick, pries er ohne Punkt und Komma die Gegenstände an, die unter den Hammer kamen.

Den prall gefüllten Trolly in Petrol, der für 20 € startete und Atem beraubend schnell auf 56 € kletterte und dann für 62, nein 64, 66, 68 € an den Bieter mit der Nummer XY ging. Auf 119 € kletterte der Preis für den schwarzen Trolly im Porsche – Design., der seines Wertes und nicht seines Inhalts wegen einen neuen Besitzer fand. Denn wie immer ersteigerte der Käufer die berühmte „Katze im Sack“. Zwar hatten Zoll- und Flughafenbehörden die Koffer geöffnet und von Illegalem und Verderblichen befreit, jedoch schaut sich im Auktionshaus den Inhalt niemand mehr an, um unbefangen versteigern zu können.

So fand der Iffezheimer Kurt Peter in seinem Beutestück auf den ersten Blick lediglich die fast schon erwarteten Urlauberklammotten, aber allein der Koffer aus Carbonwerkstoff sei den Preis wert gewesen. Der Traum vom „Schatz im Koffer“ war auch für das junge Paar aus Bühl bereits im Foyer der Festhalle ausgeträumt. Sie hatten ein Auge auf einen schlanken, schwarzen Trolly geworfen hatte, wie er üblicherweise Geschäftsmännern zugeordnet wird. 72 € hatten sie angelegt, um zu entdecken, daß der Koffer keinen Laptop in den Seitentaschen barg, sondern einer jungen Frau gehört hatte, die zumindest der Markenkleidung nicht ganz abgeneigt war. Die jungen Leute nahmen es leicht: „Lustig war es trotzdem!“

Den Event-Charakter der Versteigerung hatte der Herbolzheimer Auktionator Martin Clesle, der seit eineinhalb Jahren etwa alle zwei Wochen Liegengebliebenes aus den Asservatenkammern der Lufthansa versteigert,  im Vorfeld hervorgehoben. Zu seinen Stammkunden, die er regelmäßig per Newsletter über die anstehenden Auktionstermine informiere, gehörten einige befreundete Paare, die ihre ergatterten Schnäppchen dann gemeinsam auf einer „Kofferparty“ öffneten, plauderte er aus dem Nähkästchen. Den „Riesenspaß“ den die Versteigerung dem Auktionator sichtlich jedes Mal macht, übertrug sich auch auf die Kundschaft, die alle Koffer und Taschen abräumte. Lediglich ein bisschen Elektronik und ein wenig Zubehör fand keinen Käufer, genau so, wie es Martin Clesle vor  der Auktion vorausgesagt hatte. Man kennt halt seine Pappenheimer.

 

 
Euer Kommentar an Matthias

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