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20. Juni 2009

 

 

Sandmatten geflutet

 

Wohl fast ein halbes Jahrhundert mag es schon her sein, seit die Sandmatten letztmalig gezielt unter Wasser gesetzt wurden. Letzte Woche wurden erstmals wieder im Rahmen des neuen Pflegeplanes die Stellfallen in Bewegung gesetzt, um das Wasser der Sandbach in die Sandmatten zu leiten.

Roman Huber, Vorsitzender des Heimatvereines Iffezheim, führte die anwesenden Zuhörer in die Geschichte der Bewässerung dieses Gemarkungsteils ein. Etwa um die Mitte des 19ten Jahrhunderts seien die, vom Reichsarbeitsdienst in den 1930ern renovierten, Bewässerungsgräben ausgehoben worden, denn mit der tullaschen Rheinregulierung und Umleitung der Sandbach seien die periodischen Hochwässer der Bühlot ausgefallen.

Ein von der Gemeinde angestellter „Wässerer“ hatte die Aufgabe inne, nach der ersten Heuernte  Mitte Juli die Sandmatten unter Wasser zu setzen, damit der Boden genug Feuchtigkeit speichere, um eine gedeihliche zweite Heuernte, die „Öhmd“ oder „Ummed“ zu sichern. Während dieser Flutung sei der ebenfalls aus der Sandbach gespeiste Mühlbach abgeschlagen, sprich stillgelegt, worden, um die für die Bewässerung notwendige Wassermenge zu erreichen. Während der mehrwöchigen Überschwemmung der benachbarten Wiesen sei das trockene Mühlbachbett von Unrat befreit und wieder egalisiert worden. Als nach Ablauf des Oberflächenwasser aus den Wiesen, dann der Mühlbach wieder eröffnet wurde, sei dies ein Heidenspaß für die Dorfjugend gewesen, die mit dem lauten Schrei „Der Hammel kommt“, im Bachbett stehend, die etwa ein Meter hohe Flutwelle ungeduldig erwarteten,  erinnerte sich Roman Huber.

Ziel der heutigen Bewässerung sei nicht die Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrages, erläuterte Gerold Schenkel, ehemals bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes, der bei dieser Gelegenheit als treuer Weggefährte der Initiativgruppe Naturschutz Iffezheim von deren Vorsitzenden Waltraud Godbarsen in den Ruhestand verabschiedet wurde. Vielmehr gehe es darum, das Feuchtbiotop „Sandmatten“ zu verbessern und zu intensivieren, um dem in Iffezheim beheimateten Weißstörchen eine zuverlässige Nahrungsversorgung zu gewährleisten. Mit Mitteln aus dem Pamina Rheinparkprojekt sei vom Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz Bühl, deren Geschäftsführer Dr. Volker Späth und Geograph Michael Hug der Flutung beiwohnten, ein detaillierter Bewirtschaftungsplan ausgearbeitet worden, der neben unterschiedlichen  Mähzeitpunkten auch die Bewässerung der Matten vorsehe.

Noch Anfang der 80er sei das Gebiet zu 100% mit Mais angebaut gewesen, erinnerte der frühere Amtsrat Schenkel an die Anfänge des Biotops. Die Idee dieses „Filetstück der Landwirtschaft“, so die Fachblätter damals,  in ein Biotop umzuwandeln, sei im Vorlauf des Projektes zur Wiederansiedlung des Gevatters Storch entstanden, um diesem eine Lebensgrundlage zu bieten. Da erste Gerüchte über Fördermittel aus Landschaftspflegeprogrammen die Runde machten, habe er und die sich gerade  formierende Naturschutzbewegung in Iffezheim mit den Landwirten in Verbindung gesetzt und Eckpunkte für mögliche Entschädigungsverträge ausgehandelt. Als dann die Fördermittel freigegeben wurden, hätten die Verträge bereits Unterschrifts reif in der Schublade gelegen, so Schenkel, und damit sei der Weg für das Biotop frei gewesen. Es müsse den iffezheimer Landwirten hoch angerechnet werden, daß sie bei dem Projekt mitmachen und Ernteausfälle in Kauf nähmen, so Schenkel, der sich mindestens weitere drei Jahrzehnte gedeihliche Zusammenarbeit mit den Landwirten zum Wohle der Natur wünschte.

Michael Hug ergänzte am Rande der Veranstaltung, daß Gerold Schenk in seinem Vortrag sein Licht unter den Scheffel gestellt habe, denn das Projekt Sandmatten sei die Wiege des heutigen „Vertragsnaturschutzes“, der Kooperation der Landwirte mit dem Naturschutz. Schenk habe damals die Situation erkannt und ein schmales Zeitfenster genutzt um das Projekt, auch gegen Widerstände in stuttgarter Ministerien, auf den Weg zu bringen.

Zusammen mit Bürgermeister Peter Werler und Geograph Michael Hug, drehte Gerold Schenkel dann das große Rad, um dem Sandbachwasser den Weg in die Bewässerungskanäle frei zu machen.

 
Euer Kommentar an Matthias
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