Stelldichein der Tonkünstler
Üppige Formen, großformatige Vasen,
Brunnen, sich räkelndes Getier, lebenslustige Mitmenschen
und allerlei Gartenobjekte aus der ganzen Bandbreite
zwischen Kunst und Kitsch warteten beim 16. Töpfermarkt
in Iffezheim auf ihre Kundschaft. Allein das Publikum
übte sich trotz strahlendem Sonnenscheins in vornehmer
Kaufzurückhaltung.
Grimmig dreinblickende Möpse empfingen
die Besucher am Haupteingang des Marktes beim Stand
von Frank Ludwig, dessen üppige Schönheiten sich
in paradiesischer Nacktheit im Grase räkelten. Mit Hund,
Katze und Frosch interpretierte der Tübinger das Thema
„Stadtmusikanten“ neu.
Die Vielfalt, welche der Markt
offerierte, offenbarte sich dem Besucher bereits beim
Blick auf den Stand nebenan, wo sich Tim Huckstepps
klar und streng komponierte Ikebana-Vasen kontrastreicher
nicht von seinen Nachbarn hätten abheben können.
Lebensfreude pur verströmten die
Figuren von Herman Gorriz, dem einzigsten Vertreter
des Gastlandes Spanien. Fröhliche Menschen in allen
Lebenslagen sei es beim Rendez-Vous, verträumt auf der
Parkbank, ins Buch vertieft oder einfach am Strand sitzend
sind das Sujet des katalanischen Philanthropen.
Während die an Bucheinbände aus
den 50er und 60er Jahren erinnernden floralen Motive
auf den Töpfchen, Tiegeln und Vasen von Marktneuling
Dörte Czarnotta noch ihre Käufer fanden, hatte es Peter
Wolf, der sich erstmals in den Südwesten aufgemacht
hatte, mit seinen großformatigen organischen Formen
weitaus schwieriger, interessierte Käufer zu finden.
Ähnlich erging es den Steinzeugkunstwerken aus der „Poterie“
von Renate Fayard, die eine äußerste Kaufzurückhaltung
bei ihrem ersten Besuch in Iffezheim erlebte. Ins gleiche
Horn stieß auch Roland Lerk-von Becker, der mit seinem
in Terra-cotta und Blau gehaltenen Brunnen und Vasen
aus Koblenz angereist war und den Verlust des „Gefühls
für das Echte“ beklagte. Mindestens 1 000 Euro müsse
ein Künstler auf dem Markt umsetzen, um zumindest seine
Unkosten zu decken, rechnete der Tonkünstler vor.
Alexander Lautenbacher und Ella
Heuschmied, deren Tonfiguren mit offenen Augen und Ohren
nach Kundschaft Ausschau hielten, warteten bei ihrem
ersten Auftritt im Renndorf ebenfalls noch auf „den
großen Durchbruch“ und sahen den iffezheimer Markt am
Scheideweg, wenn die „Guten“ mangels Absatz wegblieben.
Die Kaufunlust blieb auch Veranstalter
Jürgen Blank nicht verborgen, der versuchte, den verhaltenen
Besuch am Pfingstsonntag mit dem Muttertag zu erklären,
gleichwohl er die wirtschaftlich schwierige Situation
der potentiellen Kunden nicht verschweigen wollte.
Wenig Grund zur Klage hatte hingegen
Rosemarie Bee, die zum achten Mal mit ihrem Stand an
der Rennbahn präsent war. Philosophisch-poetisches wie
„Der Aufbruch“, „Die Lebensstufen“ oder „Himmel und
Erde“ fließen dem Sproß einer Künstlerfamilie als Ausgleich
eines harten Schulalltages in unglasiertem Ton aus den
Fingern, den Bee einem gleichgesinnten Publikum feil
bietet. Wer frage, was ihre Werk bedeute, sei bei ihr
fehl am Platze, war die Künstlerin von der Aussagekraft
ihrer Werke überzeugt.
Listig augenzwinkernd stellte
der Ungar Ambrus Satya seine „Faulenzer“ in Badewanne
oder Hängematte vor, während Christoph Fuhn seine Engel
und Harlekins im strahlend blauen Himmel schweben ließ
und Joachim Straub mit seinem „Jean“ für die französischen
Momente an der Rennbahn sorgte.
Einzigartiges brachte Ingrid Cordsen
aus dem hohen Norden mit: wie Marmorkuchenteig mischt
die Künstlerin hellen und dunkleren Ton und drapiert
diese Mischung in lockerem Faltenwurf über tiefschwarze
Formen, welche am Pfingstmontag auf ein etwas größeres
Publikumsinteresse stießen.
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