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11. Juli 2007

 
 

Waldbegehung

 

In einer großen Schleife radelten die Gemeinderäte mit den Mitglieder des Umweltausschusses und die Jagdpächter über die feuchte und fruchtbare Geggenau zur Sanddüne im trockenen, mageren Niederwald. An verschiedenen Stationen erläuterten Gemeindeförster Nobert Kelm und Forstdirektor Heinz Wicht die heutige und künftige Nutzung des Waldes.

In der Geggenau werde der Forst künftig verstärkt auf Esche und Ahorn setzen, erläuterte Heinz Wicht an Hand eines 1,50 Meter tiefen Bodenprofils. Dies zeige über der Kiesschicht der Niederterrasse eine massive lehmige Schlickablagerung durch den Rhein. Seit der Abdeichung vom Rhein vor  drei- bis vierhundert Jahren, sei die Geggenau von der Schlickzufuhr abgeschnitten. Durch die Niederschläge würden die Feinstoffe in tiefere Schichten gewaschen und begännen sich dort zu Lett- und Tonschichten zu verdichten. Wegen der dadurch zunehmenden Staunässe eigne sich der Standort, insbesondere in Senken, künftig nicht mehr für Buchen. Jenen Buchen, deren mächtige und himmelhohe Stämme in der Erinnerung jeden Gemeinderates präsent waren.

Diese Buchen rührten vom Tiergehege des „Jägerlouis“, dem Sohn des Türkenlouis her, welches um 1750 angelegt worden war, erläuterte der Forstdirektor. Die Eckern der damals zahlreich gepflanzten Buchen sollten dem Schwarzwild als Nahrung dienen, ging Wicht die Geschichte der Geggenau ein.

In einem weiteren Abschnitt der Geggenau bekamen die Waldbegeher eine Eindruck von der historischen Bezeichnung „Badischer Dschungel“. Auf einer Wurffläche des Orkans Lothar wurde nach der groben Beseitigung des Strumholzes der Wald wegen der unter dem Altbestand bereits gesprossenen jungen Bäume sich selbst überlassen. Den Besuchern bot sich ein überwältigendes Bild eines von Waldreben überwucherten Stangendickichts, das nach Lothar aus dem fruchtbaren Boden geschossen war. Gerade diese dichte und wüchsige Dynamik gebiete einen pflegerischen Eingriff, erläuterte Nobert Kelm, denn die Waldreben würden die jungen Bäume zu Boden drücken, so daß diese künftig nicht mehr forstwirtschaftlich nutzbar wären. Kelm schlug vor, in einer extensiven Bewirtschaftung einzelne, wertvolle und vielversprechende Bäume – wie Nuß oder Kirsche- freizuschneiden, so daß diese unbehindert wachsen könnten. Hierzu müßten Pflegeschneisen im Abstand von 20-40 Metern angelegt werden. Zwischen den freigeschnittenen Bäumen würde der badische Dschungel weiter wuchern. Künftige Generationen könnten die Solitäre als wertvolle Hölzer ernten.

Wie diese wertvollen Bäume derzeit vermarktet würden erläuterte Kelm an Hand einer etwa 150- jährigen Eiche. Deren etwa 5,70 Meter lange und 1 Meter starke Erdstamm, also der Stammteil unterhalb der ersten Äste, sei auf der „Bruchsaler Laubholzsubmission“ für gut 2 000 € versteigert worden. Für die ebenso lange Zweitläge mit den zahlreichen Astansätzen seien 1 000 € erzielt worden. Der letze, mächtige Teil des eichenen „Sahnestückes“, zu dem der Förster die Begleiter führte, sei für  140 € verkauft worden. Zusätzlich seien aus der Eichenkrone Brennholz und Schlagraum erlöst worden. Zusammen mit vier Eschen und zwei Obststämmen habe die Eiche rund 4 500 € erlöst, summierte Nobert Kelm auf. Eine solche Verwertung sei allerdings nur mit sehr guten Hölzern möglich, wie sie der Endbestand in der Geggenau zum Ziel habe.

Im Niederwald machten sich die Räte ein Bild der Entwicklung der Sandbiotope seit der letzten Exkursion im Jahre 2003. Entlang des alten Weges des Förderbandes des Quartzsandwerkes Stürmlinger breitet sich ein breiter Silberrasenteppich aus, aus dem Sandglöckchen lugen.

Daß die 2003 beschlossene Beweidung der Iffezheimer Sanddüne durch Ziegen Erfolge zeitigte, davon konnten sich die Gremienmitglieder nach dem anstrengenden Aufstieg zur Düne überzeugen. Vom dem noch 2003 vor sich hin wuchernden Unterholz war kaum noch etwas zusehen. Brombeeren und Robinien seien verschwunden erläuterte Förster Kelm. Lediglich bei der wuchernden Traubenkirsche scheinen selbst die gefräßigen Geisen nicht ausreichend beizukommen, konstatierte Kelm. Hier seien wohl zusätzliche menschliche Eingriffe nötig, um das Sandrasenbiotop auf der 18 Meter hohen Binnendüne zu schützen.

Auf dem Weg zur Sanddüne machten Kelm und Wicht die Gemeinderäte auf eine 2009 drohende Plage aufmerksam: den Maikäfer. Klem erläuterte, daß zur Einschätzung der zu erwartenden Population an den Eckpunkten eines 300 mal 300 Meter weiten Rasters jeweils 60 Zentimeter tiefe und ein Viertel Quadratmeter weite Löcher ausgehoben würden. Anhand der darin gefundenen Larven würde vom der Forstwirtschaftliche Forschungs- und Versuchsanstakt (FVA) in Freiburg eine Prognose abgegeben. Um sich von der drohenden Gefahr zu überzeugen, ließ Kelm die Räte die in dem Loch gefundenen einjährigen Engerlinge zählen. Das Resultat lag um das Vierfache höher als die von der FVA definierte kritische Grenze. Heinz Wicht erläuterte, daß unter solchen Umständen die FVA eine Bekämpfungsempfehlung ausspreche, wie sie heuer im Raum Durmersheim-Bietigjheim stattgefunden habe. Der Maikäfer ließe sich gezielt nur als Käfer bekämpfen. Gefährlich sei hingegen der zwei- und dreijährige Engerling, der die Saugwurzeln der Bäume abfräße und auch die dickeren Wurzeln enthäute, was den Toralverlust des Baumes zur Folge habe. Für eine erfolgversprechende Bekämpfung müssten sich die benachbarten Waldbesitzer -hier Iffezheim, Bund und Sandweier - zusammenschließen, forderte Wicht. Der Iffezheimer Gemeindewald sei in der prekären Situation, von zwei verschiedenen Stämmen mit unterschiedlichem Vierjahresrythmen heimgesucht zu sein. 

 
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