Nicht nur Recht haben,

sondern auch Recht bekommen

 

Reges Interesse herrschte seitens der Einwohner von Iffezheim an der jüngsten Ratssitzung, bei der die Arbeiten in der Turnhalle der Haupt- und Realschule, sowie in der Schule selbst im Mittelpunkt standen. Als offiziellen Termin für die Einweihung der Turnhalle nannte Bürgermeister Peter Werler den 18. September 2004.
Architekt Herbert Basler, sowie der bei der Sanitärplanung beteiligte Ingenieur Werner Nickel, standen den Räten Rede und Antwort. Gegenüber der Kostenrechnung in Höhe von 4,172 Millionen € vom Februar legte der Architekt eine aktuelle, gesicherte Prognose von 4,3 Millionen € vor. Die Kostensteigerung sei auf -zum Teil noch offene- Nachträge in Höhe von 184 000 € sowie durch zusätzliche Maßnahmen bei der Gestaltung der Vereinsräumlichkeiten zurückzuführen. Wie ein roter zog sich, auch in der späteren Diskussion um die Nachträge, die Frage, wer für die zusätzlichen Kosten aufzukommen habe. So thematisierte Harald Schäfer (SPD) die Verdoppelung der Gerüststandkosten, wegen derer gegenüber Dachdecker und Fensterbauer Regressforderungen angekündigt worden seien, wie der Architekt betonte. Mit einer befristeten Gerüststandzeit bis Mitte August wurde denn auch der Auftrag zur nachträglichen Installation des Sonneschutzes an der Westseite im Wert von gut 12 000 € an den Fensterbauer Schmälzle vergeben. Obwohl alle die Terminuntreue des Anbieters bemängelten, favorisierte der Architekt aus Gründen der Gewährleistung die erneute Auftragsvergabe.
Weitere 9 000 € winken dem Fensterbauer für die Blechverwahrung der Gesimse an der Südseite. Wie Herbert Basler erinnerte, hatte die Firma Bold beim Rohbau die Tropfnasen an den in Sichtbeton hergestellten Gesimsen vergessen. Dies führe dazu, dass der Regen an den Betonflächen entlang in den Putz fließe. Spätere Putzschäden würden zwangsläufig folgen. Das Fehlen der Tropfnasen sei dem Rohbauunternehmen als Mangel angezeigt worden. Im Februar habe der Fensterbauer eine Lösung mit Fensterbänken aus Aluminiumplatten angeboten, die mit 35 000 € zu Buche geschlagen hätte. Im Vorgriff auf die Auftragserteilung habe die Firma Schmälzle dann die Gesimse unter und über den Fenstern mit einem schwarzen Bitumenanstrich versehen. Aus gestalterischen und funktionalen Gesichtspunkten käme man daher nicht mehr um eine Verblendung der Gesimse herum, erläuterte Balser die Notwendigkeit der Maßnahme. Da nur noch wesentlich dünneres Alublech verwendet werde, seien die Kosten nun erheblich niedriger, erläuterte Basler auf Nachfrage von Harald Schäfer. Wie Harald Kraft (CDU) klarstellte, sähe der Rat bei der Kostenteilung nicht die Gemeinde sondern den Rohbauer und den Fensterbauer als die zahlenden Partner. Bürgermeister Werler betonte das Nahe Ende seiner Geduld und schloss auch die gerichtliche Eintreibung der Schadenersatzforderungen nicht aus: „Manchmal wollen wir nicht nur Recht haben, sonder auch Recht bekommen“.
Einstimmig genehmigte der Rat einen Nachtrag in Höhe von 8 000 € für zusätzliche Putzarbeiten. Diese seien notwendig geworden, da der Fliesenleger Bedenken gegen das Verkleben der Fliesen in den Duschräumen direkt auf der Betonoberfläche angemeldet hatte, erläuterte der Architekt. Weitere Putzarbeiten seien im Flur zu den Vereinsräumen in Auftrag gegeben worden.
Für weitere Aufregung im Rat sorgte der Nachtrag zu Eindichtung der Abwasserrinnen in den Duschräumen. Wie Architekt Basler rekapitulierte, habe sich der Bauausschuss nach einer Besichtigung der Halle des Tulla-Gymnasiums Rastatt für eine Rinne anstatt von Einzelabläufen entschieden. Um diese 4,50 Meter lange Rinne fachgerecht an die Oberflächenabdichtung anzuschließen, habe der Fliesenleger ein Angebot in Höhe von 7 000 € für eine Abdichtung in Verbundtechnik vorgelegt. Wie drei Gutachter bestätigt hätten, sei die vorgeschlagene Lösung nach Stand der Technik die einzige mögliche Abdichtung. Harald Schäfer bemängelte, dass die Kosten für „den gebrauchsfertigen Zustand“ erst so spät benannt wurden. Harald Kraft zog die planerische Kompetenz des Architekten in Zweifel, da er versäumt habe, auf die Folgekosten einer Abflussrinne aufmerksam zu machen. Dem Aufruf Karlheinz Schäfers (SPD) die Maßnahme zu beschließen, um Folgeschäden zu vermeiden und sich nachher darüber zu unterhalten von wem es eingefordert werde solle, schlossen sich die Räte an und beauftragten einstimmig den Fliesenleger Decker mit den Abdichtungsarbeiten.
Wesentlich schneller ging die Auftragsvergabe zum Umbau des Verwaltungstraktes in der Haupt- und Realschule vor sich. In beschränkter Ausschreibung waren vornehmlich Iffezheimer Firmen zur Abgabe von Angeboten aufgefordert worden. Knapp 150 000 € wurden in verschiedenen Losen für die Abbruch-, Trockenbau-, Schreiner-, Elektro- und Heizungsarbeiten vergeben.

Büsche und eingewanderte Pflanzen sollen die Ziegen fressen


Einstimmig stimmte der Rat dem Konzept zur Widerherstellung des Sandrasens auf der großen Iffezheimer Sanddüne zu. Im Mai vergangenen Jahres hatte Reinhold Treiber von der Bezirksstelle Naturschutz Karlsruhe den Räten im Rahmen der Waldbegehung das Konzept vorgestellt. Nachdem nun auch die Kostenfrage geklärt werden konnte - die Bezirksstelle für Umwelt und Naturschutz tritt direkt als Auftraggeber auf -, soll in einem Großteil der mit 18 Metern zweithöchsten Binnendüne durch Ziegenbeweidung die Verbuschung rückgängig und den Neophyten wie der Kanadischen Goldrute (Gelber Heinrich, Drei-Männer-Blume) oder der spätblühenden Traubenkirsche der Garaus gemacht werden. Um die Ziegen im Zaum zu halten, wird die beweidete Fläche durch einen festen Wildzaun eingefriedet. An anderen Stellen der Düne wird der Bewuchs durch eine Ettlinger Firma von Hand beseitigt. Auf die möglichen Folgekosten für die Gemeinde nach Ablauf der fünfjährigen Pflegemaßnahmen wies Joachim Huber (CDU) hin.
Reichlich Diskussionsstoff bot die Vorlage der Verwaltung über den Beitritt zum Verein Lebensraum Rheinaue Mittelbaden e.V.. Der Verein habe sich zum Ziel gesetzt, das Niederwild in der Rheinebene zu erfassen und Maßnahmen einzuleiten, den Lebensbedingungen von Hase und Fasan zu verbessern, erläuterte Jagdpächter und Gemeinderat Hubert Schneider. Neben den Gemeinden von Au bis Wintersdorf seien dem Verein auch die Jagdpächter zu den gleichen Konditionen (0,60 €/ha) wie die Kommunen beigetreten. Die Ziele des Vereines könnten nur revierübergreifend umgesetzt werden. Jochim Huber bemängelte, dass in den Vereinsstatuten die Landwirtschaft nicht berücksichtigt sei. Manfred Weber sah den Vereinszweck nicht als kommunale Aufgabe an, da die Verantwortung für die Hege und Pflege des Wildes nach Bundesjagdgesetz in den Hände der Jagdpächter läge. Mit drei Gegenstimmen stimmte der Rat mehrheitlich für den Beitritt.
Einigkeit herrschte im Rat darüber, die Turnhalle an der Realschule als Eigenbetrieb zu führen. Mit mahnenden Worte ersuchte Hans-Jörg Oesterle seine Ratskollegen und die Verwaltung nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren und anstatt mit acht Redebeiträgen über einen Vereinsbeitrag von 720 € zu diskutieren, die finanziellen Schwergewichte wie die Mehrwertsteuererstattung aus dem Turnhallenbau nicht aus den Augen zu verlieren.


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Euer Kommentar an Matthias

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