TV
Iffezheim verliert den Turnkrimi in Haslach
von
Martin Schäfer
Es war bis zum letzten Turner spannend,
doch wegen vieler fragwürdiger Wertungen ging es im Wettkampf zwischen
Haslach und Iffezheim zuweilen recht unruhig zu. Wichtige Elemente wurden
übersehen, kleine Fehler zogen viel zu hohe Abzüge nach sich,
A-Teile wurden als C-Teile gewertet oder umgekehrt. Iffezheims Kampfrichter
Daniel Gess war in den Wertungsvorschriften sichtlich am besten bewandert
und versuchte in hitzigen Debatten mit den anderen Juroren die drohenden
Ungerechtigkeiten zu verhindern. Dennoch bekam seine Mannschaft den größeren
Teil der vielen unrichtigen Benotungen ab, was auch die gegnerischen Turner
freimütig eingestanden. Erschwerend kam hinzu, dass auch der Wettkampf-Schreiber
ständig mitdiskutierte und die Kampfrichter zum Vorteil seines eigenen
Vereins zu beeinflussen versuchte. Trotz allem darf dieser vielleicht entscheidende
Nachteil aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Iffezheimer
streckenweise auch viele unnötige Schwächen erlaubt haben. Die
Gastgeber konnten das Duell schließlich mit 153,70 : 151,35 Punkten
knapp für sich entscheiden.
Ein Handicap für die Gäste
war sicher das Fehlen von Sebastian Kehres, der normalerweise allein mit
seiner Ringe-Übung einen Vorsprung von mehreren Punkten schaffen kann.
Andererseits musste der TV Haslach auf seinen verletzten Nationalmannschafts-Turner
Marco Bühler verzichten, der bisher regelmäßig über
40 Punkte erzielte und leider, sehr zum Nachteil der Zuschauer, wohl auch
im Endkampf pausieren muss.
Iffezheims Trainer Hans Pahl schickte
Manuel Müller, Michael Leuchtner, Patrick Hauns, Christian Schindler,
Michael Lorenz, Severin Fritz, Philippe Janod und Carsten Kühn an
die Geräte. Für Haslach turnten Frank Bohn, Lukas Holzer, Armin
Neumaier, Matthias Bächle, Timo Breig, Jürgen Ehret, Harry Schöner
und Daniel Schily.
Am Boden präsentierten sich
die Gastgeber sehr sicher und setzten sich verdient mit 2,3 Punkten von
ihren Kontrahenten ab, die mit den idealen aber ungewohnten Bedingungen
nicht so gut zurecht kamen. Armin Neumaier (7,2) und Matthias Bächle
(7,15) zeigten dabei die besten Übungen, vom TV Iffezheim hielt Michael
Lorenz (6,5) den direkten Anschluss.
Die Gäste, insbesondere
Michael Leuchtner, ließen am Seitpferd eine Leistungssteigerung gegenüber
den vorhergehenden Wettkämpfen erkennen. Allerdings wurden ihnen wegen
minimaler Haltungsfehler übermäßige Abzüge von durchweg
zwei Punkten und mehr angerechnet, während man beim Gegner selbst
über offensichtliche Schwächen großzügig hinwegsah.
Zwangsläufig hatte der TV Haslach auch an diesem Gerät die Nase
weit vorne und baute seinen Vorsprung auf insgesamt 5,95 Punkte aus. Timo
Breig war mit der Note 6,0 bester Turner an den Pauschen.
Auch an den Ringen setzte sich die
ungleiche Behandlung fort, doch hier war der TV Iffezheim einfach zu sehr
überlegen und konnte insgesamt 2,25 Punkte des Rückstandes wieder
aufholen. Michael Lorenz wurde ein voller Punkt abgezogen, obwohl er seine
hochkarätige Übung praktisch fehlerfrei präsentierte. Trotzdem
erhielt er die höchste Note an den Ringen (7,7), gefolgt vom Haslacher
Frank Bohn (7,65).
Die Sprungwertung gewannen dann
wieder die Gastgeber, weil sie ihre Landungen durchweg sicherer in den
Stand brachten und die Ausgangswerte insgesamt ein wenig höher lagen.
Den Abstand zum TV Iffezheim konnten sie dadurch um 1,3 Punkte ausweiten.
Timo Breig erhielt dabei für einen gebückten Tsukahara die Tageshöchstnote
(8,05).
Das Duell am Barren dominierten
hingegen die Gäste. Sauber ausgeführte und hochwertige Übungen
waren ausschlaggebend dafür, dass sie ihren Rückstand wieder
um 3,3 Punkte verkürzen konnten. Philippe Janod (7,15) erreichte zwischen
den Holmen die beste Wertung vor Patrick Hauns (6,95), der mit 8,2 den
höchsten Ausgangswert vorzuweisen hatte.
Als es zum abschließenden
Reckturnen ging, war die Spannung kaum zu überbieten. Die Iffezheimer
hatten sich durchaus Chancen ausgerechnet, bei einer Differenz von 1,7
Punkten das Blatt noch wenden zu können. Das Kampfgericht übersah
jedoch bei Christian Schindler und Michael Lorenz einige Elemente und verweigerte
deshalb eine bessere Bewertung. Im Sinne ausgleichender Ungerechtigkeit
musste auf der anderen Seite Armin Neumaier (Note 5,2) viel zu hohe Abzüge
hinnehmen, wo ihm doch seine Übung mit Gienger-Salto sehr sauber gelang.
Schließlich gewann der TV Haslach diese Disziplin ganz knapp mit
0,45 Punkten Unterschied. Timo Breig erhielt für die schwierigste
Reckübung die höchste Note (7,15), bei den Gästen erzielte
Severin Fritz (6,15) das beste Ergebnis.
Die Einzelwertung gewann Severin
Fritz (37,5) vor Christian Schindler (34,5) und Philippe Janod (31,7 –
an nur 5 Geräten).
Es ist müßig darüber
diskutieren, ob man den Wettkampf bei einer neutraleren Jury oder mit Verstärkung
durch Sebastian Kehres hätte gewinnen können. Fest steht, dass
Iffezheims Kampfrichter Daniel Gess mit seiner hervorragenden Kenntnis
des „Code de Pointage“ (die internationale Wertungs-Fibel der Kunstturner)
noch größeres Unheil vom TVI abwenden konnte. Er setzte sich
in energischen Debatten im Kampfgericht einige Male durch und hat damit
an diesem Samstag ganz sicher eine der größten Leistungen vollbracht.
Liga-Endkampf in Bühl
Nach Abschluss der Vorrunde stehen
die Mannschaften aus Berghausen/Grötzingen, Iffezheim und Haslach
punktgleich auf den ersten drei Plätzen der Tabelle. Daher ist beim
Liga-Endkampf am kommenden Sonntag in Bühl mit interessanten
Duellen zu rechnen, zumal es dabei um den Aufstieg in die Oberliga geht.
Der TV Iffezheim dürfte angesichts
seiner sehr guten Ausgangsposition im Kampf um die Spitzenplätze ein
gehöriges Wort mitzureden haben. Unklar ist immer wieder, ob die anderen
Mannschaften gerade für diesen Endkampf noch einen Joker aus dem Hut
zaubern können, der in der Vorrunde bisher noch nicht zu sehen war.
Die Turner des TVI hoffen auf kräftige Unterstützung durch viele
mitgereiste Zuschauer. Die Wettkämpfe beginnen schon um 10 Uhr mit
der Bezirks- und Landesliga, ab 14.30 Uhr sind dann die Verbands- und
Oberligisten an der Reihe.
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