Flair und Drive beim Früstück?

Neu war jedenfalls, daß dem Gast am frühem Morgen Jazz-Töne um die Ohren wehten. Zum Teil eher sogar stürmten, so daß man sich mit seinem Gegenüber bereits mit einer Phonstärke unterhalten mußte, die eigentlich eher dem Nachmittag vorbehalten sein sollte, nämlich dann, wenn die edlen Galopper die Zielgerade hinaufschießen.
Das Angebot entsprach dem durchschnittlichen Büfett-Standard, den jeder Geschäftsreisende im Frühstückszimmer seines Hotels vorfindet. Selbst bei Eiern gibt es mehr Variationen als Rührei, wie zum Beispiel als Ochsenaugen oder pochiert, wie es mir schon bei anderen Gelegenheiten serviert wurde. Ein wenig mehr Richtung Brunch käme dem Anspruch wohl mehr entgegen. Der richtige Kick, das Alleinstellungsmerkmal fehlt jedenfalls bisher.
Und dann natürlich diese unsäglichen aufgebackenen Tiefkühl - Brötchen. Mag ja sein, daß der Städter mangels Bäckereien, welche die hohe Handwerkskunst noch beherrschen, nichts mehr anderes kennt, aber dann gerade für diesen und natürlich für jene, die wirklich mit frischen Brötchen gesegnet sind, ist es Pflicht, deren Gaumen mit Wecken zu verwöhnen, wie sie die Jahrhunderte alte Handwerkstradition hervorbringt. Dies muß bei einem Preis von 14,90 € einfach drin sein. Deß gherd so! Das erwarte ich.
Tja und der Service, gegen Ende der Frühstückszeit sanft entschlafen, könnte man ihn beschreiben. War es Anfangs schon nicht einfach, statt des Kaffees ein Kännchen Schwarztee zu bekommen (zweimal Pfefferminz ist kein Ersatz), mußte mit fortschreitender Zeit quasi bereits mit der „Rot-Kreuz-Fahne“ gewunken werden um die Aufmerksamkeit des Personals zu erregen, damit das abschließende Stück Kuchen mit etwas Flüssigkeit hinuntergespült werden konnte. Ganz zu schweigen natürlich von den Milchdöschen und Zuckertütchen, die sich meterhoch auf dem Tisch stapelten und bei deren Anblick sich kein Kellner bemüßigt fühlte, diesen Berg abzutragen oder wenigsten mit einem jener schmucklosen Tischabfalleimern herbeizueilen. Der Geschirrwechsel erlag gegen Ende ebenfalls der abnehmenden Besuchsfrequenz, so daß sich der Gast zwischen gestapelten Tellern mit Weißwurstpelle und süßen Senf oder Resten der Hähnchenflügel ein Plätzchen für seinen Nachtisch freischieben mußte. Für 14,90 € gherd sich deß nedd.

Und statt dem Obstasalat aus unreifen, rübsigen exotischen Früchten hätte Brandau wohl besser auf Joachim's Erdbeeren zurückgegriffen.


Es gibt viel zu tun, hoffentlich packen sie es an!

 

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