140
Jahre Kirchenchor Iffezheim
Genau
weiß es niemand mehr, wann sich engagierte Iffezheimer Männer
und Frauen erstmals zusammenschlossen um die Gottesdienste mit
Chorwerken zu bereichern. In den Analen berichtetn bereits 1775
von zehn Kirchensänger als Begleiter einer Corpus-Christi-Prozession.
Als Gründungsjahr des Kirchenchores wurde das Jahr 1863 festgelegt,
da in diesem Jahr erstmals der Kirchenchor amtlich erwähnt
wurde. Josef Speigler, Hauptlehrer in Iffezheim von 1853 bis zu
seiner Pensionierung1885, suchte im Frühjahr 1863 bei der
„katholischen Stiftungscommission Iffezheim“ um Bewilligung eines
Gehaltes von 19 Gulden jährlich für „Ertheilung des
Gesangsunterrichts“ des Kirchenchores nach. Dies geht aus einem
Schreiben des Karlsruher Oberstiftungsrathes hervor, der die Iffezheimer
Commision anwies, zu prüfen ob dem Heiligenfond eine „jährliche
Erhöhung seiner Ausgaben um 19 fl zugemutet werden könne“.
Speigler blieb Dirigent bis Ende 1887. Auf ihn folgten zahlreiche
Lehrerpersönlichkeiten des Renndorfes, wie Carl Dammert (1909
– 1938) und Walter Zimmermann (1938 -1969), die sich um die musikalische
und gesangliche Ausbildung des Chores bemühten.
Bis
in die Nachkriegsjahre wurde sonntags im Amt eine lateinische Messe gesungen.
In den Marienmessen im Advent gaben die Sängerinnen eine Choralmesse
und bei Seelenämtern ein Requiem, wie die Vereinschronik berichtet.
Noch
Ende der 1950er Jahre war der Chor verheirateten Frauen verschlossen. Die
"Sangesmäiden" schieden nach ihrer Heirat aus. Da jedoch immer mehr
junge Frauen einem unabhängigen Broterwerb nachgingen, standen immer
weniger Sängerinnen für die Beerdigungen, Seelenämter und
Hochzeiten zur Verfügung. Um das Stimmpotenzial bei Sopran und Alt
zu erhalten, sind seither auch verheiratete Frauen im Chor vertreten.
Ein
Meilenstein der Vereinsgeschichte war das Brigittenfest 1955 an dem der
Chor sich dem Diözesan – Cäcilien – Verband angliederte und sich
fortan Cäcilienverein, nach der hl. Cäcilie Patronin der Musik,
nannte. Die erste Generalversammlung mit offiziellen Wahlen fand jedoch
erst 1960 statt.
Mittlerweile
beschränkt sich der Verein auf die Mitgestaltung des Gottesdienstes
an großen Festtage wie die Hochämter an Ostern und Weihnachten,
Fronleichnam, Patrozinium und ähnliche Feiertage und kann sich daher
gesanglich und musikalisch anspruchsvolleren Werken widmen. Seit 1985 steht
der Chor unter der Leitung von Realschullehrer Gerhard Walter, der den
Verein binnen kurzer Zeit zu beachtlicher Leistung führte.
Foto: Klaus Kehres
Seinen
140ten Geburtstag begeht der Kirchenchor am Sonntag, den 23.11.2003
um 10.00 Uhr mit einem Festgottesdienst in der katholischen Kirche
in dessen Rahmen die „Missa in tempore belli“ aufgeführt wird. Die
auch unter dem Namen „Paukenmesse“ bekannte „Messe in Kriegszeiten“ hatte
Franz Joseph Haydn 1796 unter dem Eindruck der auf Wien vorrückenden
Truppen Napoleons komponiert. Das zerklüftete Werk lebt vom Kontrast
zwischen weltlicher Kriegsnot und göttlichem Frieden. Unüberhörbar
bettet sich der Wunsch nach Frieden in den Strom der Musik. Besonders kraftvoll
kommt diese Bitte im „Agnus Dei“ zum Schluß der Messe zur Geltung,
bei dem kraftvolle Paukenschläge das Flehen um innerem und äußerem
Frieden untermauern.
Die
Messe wurde am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1796 in der Wiener
Piaristenkirche uraufgeführt. Teile der Paukenmesse seien bereits
vor zwei Jahren in die Patroziniumsfeier eingebracht worden, berichtete
Schriftführerin Andrea Schwab. Anläßlich des Geburtstages
hätten sich die 64 Sänger des Vereins entschlossen, die große
Herausforderung anzunehmen, und mit der „Paukenmesse“ ihr musikalisches
und stimmliches Können unter Beweis zu stellen. Unterstützt werden
sie dabei von Organist Philipp Pelster, dem Kammerorchesters Ötigheim
sowie den Solisten Gabriele Brucker-Sieg (Sopran), Christiane Götz
(Alt), Raimund Sturm (Tenor) und Gerhard Franz Brucker (Bass) unter der
Gesamtleitung von Chorleiter Gerhard Walter.
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