Letzte
Ratssitzung im alten Jahr
Entscheidung
über Wassergebühren vertagt
Heftige
Diskussionen lösten die Vorlagen der Verwaltung zur Gestaltung
der Frisch- und Abwassergebühren aus. Die nicht nachvollziehbaren
Kalkulationen und fehlende Vergleichszahlen erzürnten die
Räte.
Karl
Manz (FWG) erinnerte eingangs der Behandlung der Trinkwassergebühren
daran, daß seine Fraktion eine Anhebung des verbrauchsunabhängigen
Grundbetrages befürworte um einerseits den Investitionen
in die vorhandene Infrastruktur Rechnung zu tragen, und um andererseits
zu verhindern, daß die Verbraucher durch hohe Verbrauchskosten
auf andere Versorgungsquellen auswichen. Berthold Leuchtner
(CDU) machte im Namen seiner Fraktion Klärungs- und Informationsbedarf
geltend, da nicht transparent sei, wie Abschreibungen und Instandhaltungskosten
aus den vorgelegten Daten der Eigenbetriebe in die Kalkulation
eingegangen seien. Er forderte eine Aufstellung der reinen Wasserkosten
einschließlich der Darstellung der Entwicklung der Kosten
und Einnahmen in den letzten vier Jahren. Erst mit diesen Informationen
könne eine fundierte Entscheidung getroffen werden. Weiterhin
wurde von Leuchtner kritisiert, daß die Kalkulation ausschließlich
auf den Daten aus dem Jahre 2002 beruhe und die Durchschnittswerte
der zurückliegenden Jahre keine Berücksichtigung fänden.
Hans-Jörg Oesterle (CDU) gestand ein, daß ihm die
„Verbindungen“ fehlten und er der Rechnung nicht
folgen könne. Eine geplante 59-prozentige Erhöhung
von 61 auf 97 Cent könne nicht von Lohnerhöhungen
herrühren, so Oesterle, sondern sei auf Kosten zurückzuführen,
die da nicht hingehörten. Er forderte mehr Details, anstatt
im vorliegenden Zahlenwerk könne er auch im „Kaffeesatz
lesen“. Oesterle forderte Zahlen, die „für
sich selbst reden“ und nicht nur von Betriebswirten, sondern
auch von dem Physiker Dr. Manz gelesen werden könnten.
Bürgermeister Peter Werler versprach nochmals verständliche
Zahlen zu liefern und nahm die Anregung von Harald Schäfer
(SPD) und Berthold Leuchtner auf, Vergleiche mit unterschiedlichen
Verhältnissen von Grund- und Verbrauchsgebühren zu
liefern. Womit das Thema ins neue Jahr vertagt wurde.
Gleiches geschah mit der Festlegung der Abwassergebühren,
denn auch hier war den Räten die Kalkulationsgrundlage
unklar. Berthold Leuchtner bemängelte, daß die zu
Grunde gelegten Sachkosten vollkommen fehlten und wies auf die
Differenz zwischen den kalkulierten Abwasserkosten der Vorlage
(996 372 €) und dem Haushaltsansatz 2004 (1 128 039 €)
hin, wodurch eine Unterdeckung im kommenden Jahr programmiert
sei. Eine Mitschuld des Gemeinderates an einer womöglichen,
happigen Gebührenerhöhung gestand Karl-Heinz Schäfer
(SPD) ein, da versäumt wurde, die Gebühren in regelmäßigen
Abständen zu prüfen und damit größeren
Schwankungen entgegen zu wirken.
Hans-Jörg Oesterle warf der Verwaltung vor, dem Bürger
mehr als die entstehenden Kosten in Rechnung zu stellen und
damit die Abwassergebühren auf 158 Prozent hochzutreiben.
Bei den Wassergebühren würden keine „kalkulatorischen
Zinsen“ - Zinsen welche die Gemeinde vereinnahmen könnte,
hätte sie das Geld nicht verbaut - in Ansatz gebracht,
da dies als Gewinne ausgewiesen werden müßten und
davon Körperschaftssteuer abzuführen sei. Bei den
Abwassergebühren sei dies nicht der Fall. Die eingerechneten
kalkulatorischen Zinsen flössen als Gewinne direkt in die
Gemeindekasse. Dem Bürger dürfe kein Sand in die Augen
gestreut werden. Oesterle forderte die Verwaltung zum Kompromiss
auf, nur einen Teil der Zinsen einzukalkulieren und dem Bürger
klar zu sagen, wo die Kosten aufhörten und der Gewinn beginne.
Bürgermeister Peter Werler entgegnete den Vorwürfen,
die Verwaltung müße kostendeckende Gebührensätze
vorschlagen, um die Investitionen zu decken: „Geld muß
reinkommen“. Es bleibe dem politischen Willen vorbehalten,
die Höhe der Gebühren anzusetzen. Unterstützt
wurde er von Rechnungsamtsleiter Siegbert Heier der aus dem
Kommunalabgabengesetz die Pflicht zur Erhebung der kalkulatorischen
Kosten ableitete. Dies wurde von Hans-Jörg Oesterle heftig
bestritten, der in dem Werk einen vom Gesetzgeber gewollten
Ermessungspielraum enthalten sah. Da der Konflikt nicht zu lösen
war, vertagte der Bürgermeister die Entscheidung.
Gemeinderäte fühlen sich brüskiert
Seinem
Erstaunen gab Gemeinderat Karl-Heinz Schäfer (SPD) Ausdruck,
daß er dem Gemeindeanzeiger entnehmen mußte, der
Neujahrsempfang werde am 7. Januar stattfinden. Er erinnerte
den Bürgermeister Peter Werler daran, daß bezüglich
des Termins für den Empfang letztes Jahr ein Kompromiss
gefunden worden sei, der den Abend des Neujahrstages vorsähe.
Schäfer zitierte den Bürgermeister mit den Worten:
„ein Kompromiss müsse beiden Seiten weh tun“.
Er fühle sich brüskiert und halte es für schlechten
Stil, wenn der Kompromiss nun einseitig aufgekündigt werde.
So sei er in seinen 23 Jahren als Gemeinderat noch nicht behandelt
worden. Karl-Heinz Schäfer forderte den Bürgermeister
auf, den Bürgern am 1. Januar einen öffentlichen Raum
zur Verfügung zu stellen um sich ein frohes Neues Jahr
zu wünschen und kündigte sein Fernbleiben für
den 7. Januar an. Bürgermeister Werler erwiderte auf die
Kritik, daß seine Haltung von Anfang an bekannt gewesen
sei, den Empfang nicht nur einem ausgewählten Personenkreis,
sondern der ganzen Bevölkerung zu öffnen. Er wolle
die Gelegenheit nutzen, wichtige politische Botschaften dem
Bürger zu vermitteln. Darüber hinaus wolle er den
Bürgern auch die Gelegenheit geben, mit den eingeladenen
Abgeordneten ins Gespräch zu kommen. Da der 1. Januar in
die Ferien falle, könne ein großer Personenkreis
am Empfang nicht teilnehmen. Schäfer bereute es, seinen
Kompromissvorschlag damals nicht förmlich zur Abstimmung
gegeben zu haben und kündigte eine entsprechende Initiative
an. Dem hielt Werler entgegen, zu prüfen, ob das Festlegen
solcher Termine nicht Geschäft der laufenden Verwaltung
sei. Der Kritik Schäfers schloß sich Bürgermeisterstellvertreter
Hans-Jörg Oesterle (CDU) an, der dem Bürgermeister
für das Übermitteln politischer Botschaften das Instrument
der Bürgerversammlung empfahl. Er bat den Bürgermeister
der Bitte Schäfers zu entsprechen und das Bedürfnis,
sich am Neujahrstag zu treffen, durch entsprechende Räumlichkeiten
zu befriedigen.
Turnhalle
teurer als geplant
In
seiner Sitzung vom Montag vergab der Rat der Renngemeinde Aufträge
im Wert von knapp 300 000 € um die Sporthalle an der Haupt-
und Realschule fertig zu stellen. Den
Auftrag zur Lieferung der Prallwände und der Wandverkleidungen
im Wert von 94 000 €, sowie zum Einbau des Hallenbodens
(97 544 €) erhielt der Sportbodenhersteller Osterwald aus
Duingen. Architekt Herbert Basler bestätigte auf Nachfrage
von Harald Schäfer (SPD), daß die Preise sich gegenüber
den Werten beim Turnschopfbau erheblich verteuert hätten.
Insgesamt räumte Basler beim Innenausbau eine Kostenüberschreitung
von 2,5% gegenüber seinen Planansätzen vom Frühjahr
ein. Im Bereich Technik seien es gar 6,5 Prozent mehr. Angesichts
dieser Zahlen zeigte sich Harald Schäfer enttäuscht,
da auf seine Nachfrage vor einigen Wochen noch von einer Unterschreitung
des Kostenrahmens gewesen sei. Er forderte künftig „mit
richtigen Daten gefüttert“ zu werden. Ein Teil der
Mehrkosten sei durch die Sonderwünsche der vereine entstanden,
gab Wolfgang Neininger (CDU) zu bedenken und forderte zusammen
mit Karl-Heinz Schäfer eine separate Ausweisung der Kosten
für die Vereinsräume im Keller, was von der Verwaltung
zugesichert wurde. Der Zeitplan werde „im Groben“
eingehalten, berichte Basler auf Nachfrage aus dem Rat.
Für gut 27 000 € erhielt die Firma Rost aus Kuppenheim
den Zuschlag für die Malerarbeiten. Darin sei die Sanierung
der Sichtbetonwände nicht enthalten, betonte der Architekt
auf Nachfrage von Harald Schäfer. Stahlbauarbeiten im Wert
von gut 57 000 € wurden an die Firma Schaaf aus Wintersdorf
vergeben. Insgesamt enttäuscht zeigte sich der Rat über
die geringe Anzahl von Bietern für die einzelnen Gewerke,
was Meingold Merkel (CDU) zur Frage veranlaßte, ob aus
Firmen außerhalb des Verbreitungsgebietes der mittelbadischen
Presse auf die Ausschreibungen aufmerksam gemacht worden seien,
was vom Architekten Basler bestätigt wurde.
Der Auftrag zum Bau der ausfahrbaren Tribüne wurde nicht
vergeben, da der Rat noch Klärungsbedarf sah, ob die vom
einzigsten Bieter angebotene Konstruktion gleichwertig zu jener
in der Ausschreibung ausgelobten sei. Auf Vorschlag von Merkel
wurde die Zuschlagsfrist bis zum 12. Januar verlängert
und die Verwaltung aufgefordert, bei der Gemeindeprüfungsanstalt
eine Prüfung der Gleichwertigkeit einzufordern.
Querungshilfe
über Hauptstraße
Einstimmig
votierte der Rat für die Einrichtung einer provisorischen
Querungshilfe über die Hauptstraße zwischen Karl-
und Hügelsheimerstraße. Endgültige Lösungen
zur Verbesserung des Fußgängerverkehrs sollen dann
im Rahmen des Umbaus der Ortsmitte erfolgen, kündigte Bürgermeister
Peter Werler an.
Stammkapital
erhöht
Das
Stammkapital des die Festhalle, die Freilufthalle, den Rennbahnparkplatz,
sowie die Wasserent- und Versorgung umfassenden Eigenbetriebes
wurde bereits im Dezember 1997 um 360 000 DM auf 2 644 065 €
erhöht. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, die Betriebssatzung
entsprechend anzupassen.
Eigenbetrieb
Sporthalle
Auf
Antrag der CDU-Fraktion beschloss der Gemeinderat einstimmig
für die Sporthalle an der Haupt- und Realschule einen separaten
Eigenbetrieb zu gründen. Die Hintergründe erläuterte
der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Berthold Leuchtner:
Durch den Eigenbetrieb sei es der Gemeinde möglich, eine
Erstattung der Vorsteuerbeträge aus den Baukosten der Halle
geltend zu machen und damit die Liquidität der Gemeindekasse
zu verbessern. Insgesamt würden die sich die Steuererstattungen
bis zum Ende der Bauzeit auf 600 000 € belaufen. Auch bei
künftigen Instandhaltungsarbeiten sei der Vorsteuerabzug
geltend zu machen, führte Leuchtner aus. Für die Vereine
würden sich trotz Umsatzsteuer die Nutzungsgebühr
nicht erhöhen, beruhigte Leuchtner seinen Ratskollegen
und Turnvereinsschriftführer Harald Schäfer.
Fachmarktzentrum
abgelehnt
Ablehnend
steht die Gemeinde Iffezheim dem geplanten Fachmarktzentrum
auf dem Gelände der früheren Kaserne in Baden-Baden
gegenüber. Dies hielt der Rat in seiner Stellungnahme unisono
fest. Durch den Markt werde zum einen der Einzelhandel im Ort
beeinträchtigt, zum anderen werde er zusätzliche Verkehrsströme
auf der B36 und B500 zur Folge haben, die von diesen Straßen
nicht mehr aufgenommen werden könnten.
Geschwindigkeit
begrenzt
Eine
gute Nachricht hatte der Bürgermeister für die Iffezheimer
Anwohner hinter dem Lärmschutzwall entlang der B36: Laut
einem Schreiben des Landratsamtes werde die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung
aufgehoben, so daß künftig zwischen Badwegkreuz (Kreuzung
B36/K3760) und der Kreuzung B36/B500 durchgängig eine Geschwindigkeitsbegrenzung
auf 70 Stundenkilomter gelte. Anwohner, Gemeinde und CDU-Fraktion
hatten sich, wie berichtet, für eine durchgängige
Geschwindigkeitsreduzierung stark gemacht.
Aus
nichtöffentlicher Sitzung teilte Bürgermeister Werler
mit, daß der Rat den Vorhaben bezogenen Bebauungsplan
zur Erweiterung der Pferdeklinik auf den Weg gebracht habe.
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