Ratssitzung
vom 02. Dezember 2002
Bilingualer Unterricht
Bürgermeister Peter Werler legte
den Räten die Ausgangssituation dar: In Baden-Baden unterhalte die
AWO den deutsch-französischen Kindergarten „Le pétit prince“.
Die Stadt Baden-Baden habe aber weder die finanziellen noch räumlichen
Resourcen um einen bilingualen Grundschulzug einzurichten. Die Eltern der
betroffenen Kinder hätten sich an die Gemeinde gewandt. Diese sei,
nach Ansicht Werlers, prädestiniert einen solchen Zug einzurichten,
da sie bereits Versuchschule für „Französisch an der Grundschule“
sei. Durch den bilingualen Zug werde der Schulstandort Iffezheim aufgewertet.
Eine dritte Grundschulklasse sei ohne weitere Baumaßnahmen in den
bestehenden Gebäuden unterzubringen, so Werler. Die Rektorin der Grundschule,
Marlis Camboni, erläuterte den Räten die Form des bilingualen
Unterrichtes. Für diese Klasse bekäme Iffezheim zwei zusätzliche
muttersprachliche Lehrkräfte gestellt. Da für die Schüler
weiterhin der deutsche Bildungsplan maßgeblich sei, werde nur der
allgemeine Unterricht wie Mathematik oder Heimat- und Sachkunde abschnittsweise
in Deutsch und Französisch gehalten. Mit Ende der vierten Klasse könnten
die Schüler in beiden Sprachen lesen und schreiben und sich über
Themen der Mathematik und des Sachkundeunterrichtes fließend unterhalten.
An Kosten kämen auf die Gemeinde eine neue Wandtafel, sowie die Komplettmöblierung
eines Klassenzimmers zu. Für die Sachkosten hätten die Heimatgemeinden
der auswärtigen Schüler 200 Euro je Kind an die Gemeinde Iffezheim
zu überweisen. Das Projekt werde von Kultusministerium- und Schulverwaltung
gut geheißen und sei für Grundschüler des Landkreises Rastatt
und des Stadtkreises Baden-Baden gedacht. Bürgermeisterstellvertreter
Hans-Jörg Oesterle (CDU) ermunterte Camboni, den eingeschlagenen Weg
weiter zu gehen. Er sei sich bewußt, daß die Gemeinde einen
Bedarf auffange, der anderen Ortes nicht geleistet werden könne. Besonders
schmerze ihn, daß die Schulverwaltung damals Zuschüsse für
den Erweiterungsbau verwehrt habe, ohne dessen Räumlichkeiten dieser
Zug nun nicht möglich sei. Er forderte die Verwaltung diesbezüglich
beim Oberschulamt nochmals vorstellig zu werden. Harald Kraft (CDU) und
Manfred Weber (FWG) setzten die Prämisse, daß zunächst
die Iffezheimer Kinder versorgt sein müßten. Frau Camboni bestätigte,
daß auch im bilingualen Zug in erster Linie die Iffezheimer Kinder
zum Zuge kämen. Meingold Merkel (CDU) und Karl Manz (FWG) mahnten
ihre Kollegen, die Chance zu nutzen, denn der „bilinguale Zug stände
Iffezheim gut zu Gesicht“. Harald Schäfer (SPD) teilte die Begeisterung
seiner Ratskollegen nicht. Er wolle nicht, daß Iffezheim wieder den
Lückenbüser spiele und rechnete den Räten vor, daß
trotz Sachkostenzuschuss die Gemeinde erhebliche Mittel für den dritten
Zug aufwenden müsse. Gegen seine Stimme votierte der Rat mehrheitlich
für die Einführung einer bilingulaen Grundschulklasse in Iffezheim.
Abgelehnt hatte der Rat die Initiative
des Bürgermeisters Namen für die Grund-, sowie die Haupt- und
Realschule festzulegen. Wie sein Stellvertreter Hans-Hörg Oesterle
erläuterte, mache es nur Sinn etwas zu benamen, wenn man mehr als
eines davon habe und erinnerte an die dramatische Diskussionen um dem Namen
für die neue Turnhalle. Seiner Mahnung „Losse se es wie es isch“ schlossen
sich seine Kollegen an.
Kunst am Bau
Manfred Emmeneger-Kanzler erläuterte
den Räten und Zuhörern seine 6 Meter lange und bis 5,20 Meter
hohe Plastik aus zwölf Stahlbögen. Da der Platz ein Ort sei,
über den man hinweggeht, habe er eine Torform, gewählt, die sich
zwar an die dominante, prägnante Architektur des Turnschopfes anlehne,
durch ihre schiefen Winkel aber dazu kontrastiere. Die Plastik werde vor
Ort von einer Schlosserei zusammengesetzt und auf eine Stahlplatte montiert,
ging Emmenegger-Kanzler auf den Bauablauf ein. Inklusive Montagekosten
werde sich die Kunst am Bau auf 25 000 Euro belaufen. Die weitere Platzgestaltung
legte Harald Miltner vom begleitenden Ingenieurbüro den Räten
dar. Die rote Pflasterung des Gehweges vor dem Altbau der Schule soll auch
auf dem 600 Quadratmeter großen Platz weitergeführt werden.
Die Plastik selbst werde auf einem mit schwarzem Basalt ausgelegten Halbrund
stehen. Der Basalt werde auch bei der Abgrenzung der Pflanzbeete Verwendung
finden, so Miltner, um mit dem roten Pflaster zu kontrastieren. Von der
Höhe der kalkulierten Kosten von 104 000 Euro sei er ebenso überrascht
gewesen wie die Gemeinderäte. Hans-Jörg Oesterle (CDU) betonte,
daß klargestellt werden müsse, daß diese Kosten auf jeden
Fall auf die Gemeinde zugekommen wären, um die provisorische Platzgestaltung
abzulösen. Einer Verquickung der Baukosten mit dem Kunstwerk in der
Öffentlichkeit müsse entgegengewirkt werden. Dem Wunsch von Manfred
Weber und Kurt Lorenz (beide FWG) zwei Parkplätze zu schaffen, wurde
nicht entsprochen. Bürgermeister Peter Werler wies daruf hin, daß
die beiden Parkmöglichkeiten während der Rush-Hour zu Schulbeginn
und -ende eh nur ein Tropfen auf den heißen Stein wären und
zudem die Harmonie des Platzes stören würden. Jürgen
Heitz (SPD) und Bertold Leuchtner (CDU) wandten sich gegen die „Top-Luxus-Ausführung“
des Platzes, während sich Karl Manz (FWG) zum harmonischen Gesamtbild
des zentralen Platzes bekannte. Martin Jakob, Vorsitzender des Obst- und
Gartenbauvereines, stellte die geplante Bepflanzung vor. Das Beet um die
vorhandene Platane solle erweitert und die Bepflanzung mit Bodendeckern
fortgeführt werden. Am Turnschopf werde ein weiteres Beet geschaffen,
in dessen Mitte ein schlanke Sommerlinde ihren Platz finden werde. Um ein
Parken auf dem Platz entlang der Hauptstraße zu unterbinden, würden
dort offene Pflanztröge aufgestellt, die Felsenbirnen und Sommergrün
eine neue Heimat bieten werden, so Jakob. Zur Freude der Räte erklärte
Jakob, daß die Kosten der Bepflanzung aus den von den Iffezheimer
Vereinen beim Markfest erwirtschafteten Erlösen bestritten würden.
Mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Rat der vorgestellten
Neugestaltung des Platzes vor der Grundschule zu.
Haushalt
Eingangs der Beratungen zum Haushalt
stellte Bürgermeister Peter Werler seinen Plan vor, im Laufe des nächsten
Jahres mit den Räten in einer Klausurtagung eine „Haushaltsstrukturkommission“
einzurichten, um den Gemeindehaushalt auf Herz und Nieren nach Einsparmöglichkeiten
zu untersuchen. Werler und Kämmerer Siegbert Heier versicherten auf
Nachfrage aus dem Rat, daß dem Planansatz für die Gewerbesteuereinnahmen
eine sehr vorsichtigte Schätzung zu Grunde liege, welche die schlechten
Konjunkturdaten berücksichtige. Oberstes Ziel der diesjährigen
Haushaltsplanung sei die Vermeidung einer negativen Zuführungsrate
zum Vermögenshaushalt. In einem Marathon von Änderungsvorschlägen
wurden hier mal 10 000 Euro gestrichen und da mal 5 000 Euro draufgesattelt,
unterm Strich ergab sich kein weiteres Einsparpotential. Eine erhebliche
Verbesserung der Haushaltslage brachten letztendlich nur die Verschiebung
der Sanierung der Kapellenstraße, die Streckung der Investitionen
zur Erweiterung der Kläranlage auf mehrere Haushaltsjahre und der
erweiterte Verkauf von gemeindeeigenen Grundstücken. So konnte die
Kreditaufnahme auf 1,8 Millionen Euro und damit auf die Hälfte der
ursprünglichen Planung gesenkt werden.
Anrufsammeltaxi
Im Rahmen der Haushaltsberatungen
wurde bekannt, daß demnächst die Nachtschwärmer per Anrufsammeltaxi
von Rastatt nach Iffezheim befördert würden. Diese Einrichtung
sei für die Gemeinde kostenneutral erläuterte Werler, da die
vorgestreckten Zuschüsse vom Landratsamt zurückerstattet würden.
Weiterhin entfällt künftig der Sperrvermerk auf den Schulhaushalten.
Dies bedeutet für die beiden Schulen, daß sie künftig ihre
Mittel in einem eigenen Budget selbst verwalten können.
Förderung
Die neuen Richtlinien zur Förderung
von Energiesparmaßnahmen und der Nutzung erneuerbarer Energien verabschiedete
der Rat einstimmig. Mit 10 Prozent der Investitionssumme - maximal 500
Euro - werden künftig Wärmedämmmaßnahmen an bestehenden
älteren Gebäuden, die Umstellung der Heizungsanlage auf eine
emissionsarme Holzfeuerung, Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen sowie
die Erdwärmenutzung gefördert. Die förderfähigen Kosten
müssen mindestens 2 000 Euro betragen.
Kinderakademie
Die Gemeinde Iffezheim tritt dem
gemeinnützigen Verein „Kinderakademie im Schulamtsbezirk Baden-Baden“
bei. Der beitrags- und kostenfreien Mitgliedschaft stimmte der Rat einstimmig
zu. Der Verein hat zum Ziel, hochbegabten Grundschulkindern zusätzliche
Förderung zukommen zu lassen. Die Gemeinde war dem Verein bei
seiner Gründungsversammlung - vorbehaltlich der Zustimmung des Rates
- Mitte November beigetreten. Dies stieß auf harsche Kritik von Harald
Kraft (CDU), der sich mehr Kooperation und Information wünschte,
anstatt Beschlüsse aus der Presse zu erfahren.
Munilager
Am Rande der Ratssitzung teilte Bürgermeister
Werler aus nichtöffentlicher Sitzung mit, daß bei den Verhandlungen
über den Rückkauf des ehemaligen französischen Munitonsdepots
derzeit die Altlastensituation und die Kostenübernahme für deren
Beseitigung im Mittelpunkt stünden.
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