Alltägliches und Originelles auf dem Töpfermarkt
 
 

Der keramische Säulenwald

Am Pfingstwochenende herrschte wieder der Ausnahmezustand auf Iffze's Straßen. Zum achten Mal holte Jürgen Blank die Töpfer nach Iffezheim. Tausende kamen zur Freilufthalle um die ausgestellten Gebrauchskeramiken und Kunstwerke zu bestaunen und das eine oder andere mit nach Hause zu nehmen. Neben 80 deutschen Ausstellern waren auch Handwerker aus Östereich, der Schweiz, Ungarn, Spanien und Tunesien ins Renndorf gekommen. 
Veranstalter Jürgen Blank von der „Gilde des lebendigen Kunsthandwerks e.V.“ lebte und töpferte selbst 24 Jahre in Baden-Baden. Er rief den Töpfermarkt -zunächst im Schwarzacher Klosterhof- ins Leben. Wegen der guten Infrastruktur sei man aber im zweiten Jahr dann nach Iffezheim gekommen, wo die Veranstaltung von der Gemeinde ganz toll unterstützt würde. Der überregional bekannte Markt zähle mittlerweile zu den drei besten in Deutschland und habe noch eine große Zukunft vor sich, ist sich Blank sicher. Philosophierend beantwortete er seine Frage, „Warum kommen die Leute zu uns?“, gleich selbst: „weil wir Phantasien freisetzen, weil unsere Kreativität den Besucher anregt und begeistert.“ Der hochtechnisierten, virtuellen Welt setzte der Töpfer seine in einem archaischen Prozeß aus Erde und Feuer geschaffenen Objekte entgegen.
Besonders freute sich Blank, daß er fünf „geniale Cracks“ aus England an den Rhein ziehen konnte. Von deren Genialität konnten sich die Besucher gleich am Eingang des Marktes überzeugen. 
Auf einer riesigen Blumenbank saßen dort Tony Thinkston's Eulen, Reiher, Pelikane und Pinguine, welche sich bei näherem hinschauen als Gießkannen und Salzstreuer entpuppten. Mr. Thinkston hatte zusammen mit Tony Laverick und Tim Huckstepp die lange Reise nach Iffezheim unternommen. Er sei von einem Freund eingeladen worden, Iffezheim habe einen guten Ruf antwortete er auf die Frage was ihn hierher kommen ließ. Die verregnete Nacht im Zelt tat er mit einem „in England ist es viel schlimmer“ ab.
Die Schalen, Vasen und Amphoren seines Beifahrers Tony Laverick erinnerten auf den ersten Blick an abstrahierte russische Ikonen, was dieser auch freimütig zugab. Er hole seine Inspirationen aber bei Picasso, Kandinski und Escher. Und wer genauer hinsah, konnte auch dessen verwirrende optischen Täuschungen im Gold, Rot und Blau der Glasur erkennen.
Leuchtendes Gelb und Blau in allen Variationen zog die Blicke des Besuchers auf die Kannen und Tassen des lebensfrohen Richard Godfrey. Die Frage nach seinen Motiven beantwortete Godfrey mit der Lage seine Ateliers: in Brighton, 300 Meter entfernt von Sonne, Sand und See. Er freue sich hier besonders auf den Kontakt mit den Kunden, so der Brite, denn in England werde in der Regel über Galerien verkauft. Hier habe er die Chance, die ganze Wertschöpfungskette zu verfolgen: „From mud to money!“, faste er diese verschmitzt zusammen. 
Seit zehn Jahren stellt John Weeldon seine Krüge in der japanischen Raku-Technik her. Anhand einer Reihe von Photographien erläuterte er dem interessierten Besucher diese Brennart. Hierbei werden die auf 1050° C erhitzten Gefäße direkt aus dem Ofen auf eine Lage Sägemehl gestellt. Dieses entzündet sich durch die Hitze sofort. Die das Gefäß entlang züngelnden Flammen bestimmen dann das Muster auf der Keramik. Damit das Objekt nicht springt, wird es von einer Metallhaube bedeckt langsam abgekühlt. Weeldon zählt schon zu den Veteranen in Iffezheim. Er war schon beim ersten Markt dabei und ist nun schon zum vierten Mal hier.
In den sonnigen Abschnitten fand man sich zwischen den Insekten, Blumen und Vogelscheuchen von Kordula Fritz und Monika Stüttgen aus Önsbach in einen idyllischen Garten versetzt, über den das Zirpen und Zwitschern der Vogelpfeifen, Tierflöten und Okarinas aufstieg.
Die kurzen Regen- und Hagelschauern boten dem Besucher die willkommene Gelegenheit, sich dem reichhaltigen kulinarischen Angebot zu widmen. Passend zu der kühlen Witterung bot Helmut Brum seine Gartenöfen an, bei denen eine Rastatterin richtig erkannte: „die kannst du gut gebrauchen, wenn du länger draußen sitzen willst.“ 
Die Fratzen des Jörg Treibers:
„Als badischer Töpfer an Badner verkaufen!“ war die Antwort Jörg Treiber's aus Ettenheim, auf die Frage was ihn nach Iffezheim treibe. Durch die Nähe zu seinem Atelier, hoffe er mehr Kunden dorthin zu locken. 
Die gleichen Beweggründe hatte auch Roland Beha aus Stauffen, der seine Wasserspiele vorstellte. „Präsenz zeigen“, sei sein Motto. Zähle man die Zeit, die Fahrtkosten und Spesen zusammen, rechne sich der Markt selbst nicht. Er hoffe aber auf ein ähnlich gutes Folgegeschäft wie letztes Jahr. 
Neben keramischen Objekten, deren Bogen sich von der klassischen Keramik mit röhrendem Hirsch aus Betschdorf, über die strengen, weißen Formen von Angela Johe bis zu den Karikaturen Roland Stimpfig's spannten, bot Reiner Fischer seine „kinetischen Objekte“ an, zu denen ein Familienvater seine Sprößlinge mit den Worten: „kommt, deß misse ma uns ogugge“ lotste. 
Für die Kleinen gab es neben Kindertöpfern und...
dem wunderlichen Herrn Wunderle...
(und seine großen und kleinen Zuschauer)
auch Geschirr für das Puppenhaus.
Bei den Besuchern kam der Markt gut an. Wie Frau Greis aus Hügelsheim meinte, sei der Markt ansprechend, schön und interessant. Ein Besuch lohne sich immer. „Ach, hänn die schiine Sache“ machte eine andere Besucherin gegenüber Bürgermeister Otto Himpel ihrer Begeisterung Luft.
Es ist schon erstaunlich, was man aus Erde und 15 Komponenten für die Glasur machen kann, meinte Veranstalter Jürgen Blank.

 Alle Bilder aus (8)

 
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